Der 342. Tag des gregorianischen Kalenders hat sich in Österreich spätestens seit 1995 als „fünfter Einkaufsamstag“ vor Weihnachten etabliert: Seitdem dürfen Supermärkte und Drogerieketten selbst entscheiden, ob sie die Extra-Umsatzchance am 8. Dezember (falls er nicht auf einen Sonntag fällt) nützen oder nicht, ob sie öffnen, aber dafür ihren Mitarbeitern Zuschläge zahlen wollen - oder nicht. Ein Prozent vom Jahresumsatz kann der Marienfeiertag laut Studien ausmachen.

„In den letzten Jahren hat der 8. Dezember an Bedeutung verloren. Für einen Großteil der Händler ist er nicht leistbar“, bekennt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes. 2020 und 2021 dämpften Lockdowns die Einkaufsfreuden und damit die Bedeutung dieses Shopping-Feiertages, worauf sich 2022 überhaupt nur 35 Prozent der 44.380 Einzelhändler in Österreich entschlossen, ihre Geschäfte zu öffnen. Der diesjährige 8. Dezember nun fällt auf einen Freitag und der Handelsverband geht von einer deutlich höheren Zahl an geöffneten Shops aus, womöglich sind es diesmal zwei Drittel. Es gilt zu retten, was zu retten ist. Viele Österreicher wollen bzw. können heuer weniger Geschenke kaufen als zuletzt. Mit Ausgaben von 2,32 Milliarden Euro rechnet das Institut für Handel, Absatz und Marketing der Universität Linz. Das wäre mehr als vor Corona, aber nur wegen der durch die Inflation gestiegenen Preise. Das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo rechnet für den Handel für das Gesamtjahr 2023 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um drei Prozent.  

Zwar steht der Handel an einem Feiertags-Freitag in Konkurrenz zu Skipisten oder Wellness-Kurztrips, wohin sich die Konsumenten womöglich absentieren könnten. Dennoch spricht der Blick in den Kalender heuer gegen eine Schließung am 8. „Im Vergleich zum Vorjahr ist der Dezember heuer um zwei verkaufsoffene Tage kürzer“, sagt dm-Geschäftsführer Harald Bauer, der seine Filialen diesmal öffnen wird. Außerdem wolle man „ein Signal für eine positive Stimmung im Handel setzen“. Bauer spricht damit eine weitere Bedeutung von „Maria Empfängnis“ an: Der Tag ist ein Stimmungsfaktor für die Branche und ihre Kunden. Und beiderlei Gemütslage ist gedrückt: „Die Stimmung der Einzelhandelsunternehmen hat sich weiter verschlechtert. Vom zweiten auf das dritte Jahresquartal hat sich der negative Saldo sogar verdoppelt“, sagt Wifo-Ökonom Jürgen Bierbaumer. Allerdings profitieren die Händler unterschiedlich. Die Profiteure des „Einkauf-Feiertages“ sind vor allem die Großen: Städte, Einkaufszentren, Einkaufstraßen. „In Kärnten sind das vor allem Klagenfurt und Villach und die größeren Bezirksstädte“, sagt der Geschäftsführer der Sparte Handel in der Kärntner Wirtschaftskammer, Nikolaus Gstättner. Richard Oswald, Geschäftsführer des Villach Einkaufzentrums Atrio, sieht dem Tag daher mit Vorfreude entgegen: „Ich erwarte ein volles Haus und eine Frequenz wie 2019“, sagt Oswald. Auch, dass viele (kaufkräftige) Italiener wieder nach Kärnten zum Shoppen kommen, stimmt ihn zuversichtlich.

Dennoch wird eine Reihe von Händlern auch in diesem Jahr die Geschäfte geschlossen halten. Etwa die gesamte Rewe-Gruppe mit Billa, Billa Plus, Bipa und Penny - ausgenommen an jenen Standorte, wo eine Betriebspflicht herrscht. Auch Lidl schließt erneut am 8. Dezember. Ein Unsicherheitsfaktor sind auch die drohenden Streiks im Handel, falls die Verhandlungen am Dienstag neuerlich kein Ergebnis zeitigen. Hofer, Interspar und Eurospar hingegen halten offen wie auch ausgewählte Spar-Märkte.