Als Hubert Stotter 2018 vom Management Club zum Kärntner „Manager des Jahres“ gekürt wurde, lobte der Juryvorsitzende und heutige Nationalbank-Vizegouverneur Gottfried Haber den Preisträger als jemanden, der einen „Markt mit schier unbegrenzter Nachfrage, aber wenig Ressourcen“ bearbeite, dynamisches Wachstum und stabile Entwicklung zeugten von Stotters Managementleistung. Ende des Jahres geht Stotter nun in den Ruhestand, tritt nach 23 Jahren an der Spitze der Diakonie de La Tour ab. Dabei sieht er sich weniger in einer Management-, als einer Leadership-Funktion.
„Die Zeiten, in der sich in Organisationen im Sozialbereich alles um die Person an der Spitze formierte, sind vorbei“, sagt Stotter. Als der Gailtaler vor 23 Jahren nach siebenjährigem Aufenthalt für die Auslandsdiakonie in Äthopien seine neue Aufgabe antrat, entwickelte er sein Zukunftsbild für die Diakonie de La Tour. Die Trennung der Einheiten in Waiern und Treffen erwiesen sich als „mehr als suboptimal“. Unter Stotters Führung wurde aus einer Einheit mit 500 Mitarbeitern die heutige Diakonie de La Tour mit über 2500 Beschäftigten in rund 100 Einrichtungen in Kärnten, der Steiermark, im Burgenland sowie in Osttirol - mit einem Umsatz über 100 Millionen Euro 2022.
„Müssen genauer aufs Geld schauen“
Für die Führung einer Non-Profit-Organisation im Sozialbereich gelten dieselben hohen Anforderungen wie anderswo auch, sagt der 66-Jährige, der Elektroinstallateur lernte. Oder noch höhere, denn „wir müssen genauer aufs Geld schauen.“ Erkannt werde das aber kaum. Wird etwa das Krankenhaus in Waiern um 34 Millionen Euro runderneuert, errege das weniger öffentliche Aufmerksamkeit als ein Hotelumbau um fünf Millionen Euro.
Gemeinnützigkeit heißt für ihn, „dass wir uns keine negativen Betriebsergebnisse leisten können.“ Und das als eine Organisation, die in Deutschland nicht zufällig „Komplexträger“ genannt wird.: 17.000 Kontakte zu Klienten verzeichnet die Diakonie de La Tour pro Jahr, beginnend in Kinderkrippen bis hin zu Pflegeheimen. „Den Menschen in den Mittelpunkt stellt heute ja jede Organisation. Aber es macht einen Unterschied, ob der Mensch ein Subjekt oder ein Objekt ist.“ Die größte Herausforderung sei heute, qualifiziertes Personal zu finden. Mittlerweile müsse man Klienten abweisen, weil nicht genügend Fachpersonal vorhanden ist: „Wir kämpfen in allen Berufsgruppen mit fehlendem Personal.“
„Es hat sich in Wunderbares entwickelt“
Aber auch diese Phase gehe vorüber, ahnt Stotter. Seit 150 Jahren gibt es die Diakonie in Waiern, nächstes Jahr feiert die Diakonie österreichweit ihr 150-Jahr-Jubiläum. „Es hat sich in Wunderbares entwickelt“, blickt er zurück. Nächste Woche folgt seine „Entpflichtung“, Konrektorin Astrid Körner folgt Stotter, der meint: „Ich spüre, dass die Zeit reif ist.“ Seine Pläne im Ruhestand fasst er in einem Satz zusammen: „Ich habe mir vorgenommen, mir nichts vorzunehmen.“