Nach zehn Zinsanhebungen hält Portugals Notenbankchef Mario Centeno im Euroraum bald Bedingungen für gegeben, die der EZB eine Kursumkehr erlauben. Die Geldpolitik habe zu einem effektiven, nachhaltigen und schnellen Rückgang der Inflation beigetragen, sagte das EZB-Ratsmitglied am Mittwoch auf einer Pressekonferenz von Portugals Notenbank in Lissabon.
Die Europäische Zentralbank (EZB) befinde sich noch in einem Zyklus steigender Zinsen, der sehr intensiv gewesen sei. „Aber es wird erwartet, dass es in naher Zukunft Bedingungen geben wird, ihn umzukehren statt ihn fortzusetzen.“
Zwei Prozent als neues, altes Ziel
Centeno zufolge sollte die EZB die Zinsen so lange konstant halten, bis alle Anzeichen einer fallenden Inflation mit einer Rückkehr der Teuerung zur Notenbankzielmarke von zwei Prozent im Einklang stünden. In den vergangenen Wochen hätten sich die Erwartungen verfestigt, dass die Inflation auf dieses Ziel von 2 Prozent zusteuere, sagt er. Man müsse aber vorsichtig bleiben. Die Annäherung an das Inflationsziel werde wohl in den nächsten paar Monaten bis 2025 geschehen, wobei die Schlussphase langsamer verlaufen werde. Centeno gilt im 26-köpfigen EZB-Rat, der über die Zinsen entscheidet, als Vertreter einer eher lockeren Linie in der Geldpolitik.
Prognose schwierig
Vertreter einer eher strafferen geldpolitischen Ausrichtung hatten vergangene Woche dagegen Börsenspekulationen zu dämpfen versucht, die EZB werde bereits im ersten Halbjahr 2024 die Zinsen senken. Aktuell wird am Finanzmarkt mit einem ersten Zinsschritt nach unten im April gerechnet. Die Inflation im Euroraum lag zuletzt im Oktober bei 2,9 Prozent. Im Herbst 2022 hatte sie zeitweise noch über zehn Prozent gelegen.