Die Zinsentwicklung und die dadurch ausgelöste Belastung für Kärntens Unternehmen und Haushalte war Thema des jüngsten Wirtschaftstalks der Kleinen Zeitung im Hotel Moser-Verdino in Klagenfurt. Kärntner Sparkasse-Vorstandssprecherin Gabriele Semmelrock-Werzer ortet eine Rückkehr in ein normales Zinsumfeld, nach einer Phase, in der Geld keinen Wert mehr hatte. „Es ist keine normale Situation, keine Zinsen fürs Geld zu zahlen“, so die Bankerin.
Erste Zinssenkung 2024?
Von einem Hochzinsumfeld könne aber keine Rede sein. Einzigartig sei nur die Rasanz, in der die Zinsen zurückkehrten - mit zehn Zinserhöhungen durch die EZB in gut einem Jahr. Das „normale Zinsumfeld“ bemisst sie bei zwei bis vier Prozent. Mit einer ersten Zinssenkung rechnet Semmelrock-Werzer im Laufe des Jahres 2024, „in langsamen Schritten“. Kritik an der Vergabe variabel verzinster Kredite durch die Banken weist sie zurück: 2022 hätten sich 90 Prozent der Sparkasse-Kunden für fix verzinste Wohnbaudarlehen entscheiden, im Schnitt waren es 60 Prozent. Sie beobachte keinen markanten Anstieg bei Kreditausfällen. Das bestätigt Anwältin Kornelia Kaltenhauser (Fink + Partner), es komme nicht vermehrt zu Zwangsversteigerungen.
„Kein Wohlstand durch mehr Geld“
Ex-Banker und Business-Angel Gottfried Wulz kritisiert die frühere Flutung der Wirtschaft durch die EZB mit Geld, die zu Blasen führte, nicht zu einer florierenden Wirtschaft: „Es ist ein Irrglaube, dass man mit Geld Wohlstand erzeugen kann.“ Industrie-Spartenobmann Michael Velmeden (CMS) sieht den Trend zu variabler Verzinsung als österreichisches Spezifikum, bei Ausleihungen seien sonst konservative Landsleute spekulativ orientiert. Christian Tyl, Sprecher des Sporthandels, vermisst in der Bevölkerung das nötige „Spielgeld“, Kaufzurückhaltung treffe die Wirtschaft.
Weiters Gäste des Wirtschaftstalks waren die Bürgermeister Silvia Häusl-Benz, Herbert Gaggl und Franz Richau, Gudrun Kartnig (Kartnig Consulting), Helmuth Micheler (Tourismusverband Klagenfurt) sowie Yvette Tyl (Typ4Sports).