Die siebente Verhandlungsrunde für die Metalltechnische Industrie wurde am Montagabend abgebrochen. Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, kritisiert: „Das Verhalten der Gewerkschaften ist absurd, das versteht niemand mehr. Wir wären zu Erhöhungen bereit gewesen, wenn wir im Rahmenrecht eine Verbesserung erzielt hätten.“ Knill: „Die Gewerkschaften fordern nun für drei von vier Beschäftigten sogar eine Erhöhung über 11,6 Prozent. Das ist grotesk.“

Die Arbeitgeber würden „weiterhin im Schnitt 8,2 Prozent Lohn- und Gehaltserhöhung“ anbieten. Von „weiteren Streiks und Machtdemonstrationen“ lasse man sich „nicht beeindrucken“. Im Gegenzug habe man weitere Verhandlungstermine vorgeschlagen. Christian Knill: „Die Forderung, auch Höchstverdiener in unserer Branche um mehr als 12.000 Euro pro Jahr anzuheben, ist unverständlich und nicht fair.“

Gewerkschaft senkte Forderung auf 10,6 Prozent ab

Die Arbeitnehmervertreter ließen in einer ersten Stellungnahme wissen, dass sie ihre Forderung „auf 10,6 Prozent adaptiert“ hätten „und eine soziale Staffelung forderten“. Das hätte „Bewegung in die festgefahrenen Gespräche“ bringen sollen. Die Arbeitgeber hätten wiederum signalisiert, ihr Angebot nur dann zu verbessern, „wenn es gleichzeitig Verschlechterungen bei den Zuschlägen, Dienstreisen und weiteren Rahmenrechtspunkten gegeben“ hätte. Dem Vernehmen nach ging es etwa darum, die Überstundenzuschläge von 100 auf 50 Prozent zu halbieren und den Mehrarbeitszuschlag der Teilzeitbeschäftigten abzuschaffen. Derlei wollte die Gewerkschaft aber nicht akzeptieren.

„Das ist eine unfassbare Grauslichkeit, was die Arbeitgeber da bieten“, sagte Binder in der ZiB 2. „Wir werden uns gut überlegen, wie wir die weiteren Maßnahmen nun festsetzen. Wir werden jetzt auf jeden Fall einen Zahn zulegen.“

„Jetzt wird sogar verlangt, dass sich die Beschäftigten Teile der Erhöhung selbst bezahlen. Das ist eine Frechheit. Auf dieses üble Spiel werden sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sicher nicht einlassen“, lassen die beiden Chefverhandler, Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA), wissen. Die eintägigen Streiks würden nun „vertieft“. Schon am Dienstag wird es wieder zu Ausständen kommen, die diesmal auch 24 Stunden lang dauern können, das soll am Dienstag ab 14 Uhr bei der Voestalpine der Fall sein.

Nächste KV-Runde erst am 30. November

Dienstagfrüh bestätigte Knill der Kleinen Zeitung, dass die nächste KV-Verhandlungsrunde erst für nächste Woche, 30. November, anberaumt wurde.

Die Chefverhandler auf Gewerkschaftsseite Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA) wollen die Streiks nun fortsetzen
Die Chefverhandler auf Gewerkschaftsseite Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA) wollen die Streiks nun fortsetzen © APA/Helmut Fohringer

Verhärtete Fronten

Der heutige Tag ist damit abermals Zeugnis von erwartet schwierigen Lohn- und Gehaltsverhandlungen, die sich in diesem Jahr rund um die Metallindustrie abspielen. Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite werfen sich seit geraumer Zeit gegenseitig Unbeweglichkeit vor. Die Fronten sind verhärtet. Nach Warnstreiks in der vorvergangenen Woche ist es in den letzten Tagen dann zu jeweils eintägigen Streiks in zahlreichen Unternehmen der Metallindustrie gekommen.

„Verantwortungslos und unverhältnismäßig“

Die Vertreter der Metalltechnische Industrie bezeichneten die Vorgangsweise der Gewerkschaften wiederholt als „verantwortungslos und unverhältnismäßig“. Man verweist auf die eingetrübte aktuelle Situation und die vorerst schwachen weiteren Aussichten in einer herrschenden Rezession. „Die wirtschaftliche Situation ist für die meisten Betriebe sehr schwierig, viele beginnen bereits Arbeitsplätze abzubauen. Streiks gießen Öl ins Feuer, anstatt dass wir gemeinsam für sichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen sorgen“, so Christian Knill, Obmann des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie (FMTI).

„Ein Teuerungsausgleich ist das Mindeste“

Angesichts der hohen zweistelligen Preissteigerungen wären die Reallohnverluste für die Beschäftigten enorm, begründete die Arbeitnehmerseite Anfang vergangener Woche den vorläufigen Abbruch der Verhandlungen. „Es gibt nach einem Verhandlungsmarathon von sieben Wochen noch immer keine Bereitschaft der Arbeitgeber, ein faires Angebot für nachhaltige Lohn- und Gehaltserhöhungen auf den Tisch zu legen“, sagten die beiden Chefverhandler der Arbeitnehmer, Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA).

„Ein Teuerungsausgleich ist das Mindeste“, sagte Binder. In den Verhandlungen wird von einer rollierenden Inflation von 9,6 Prozent ausgegangen – das ist die durchschnittliche Inflation von September 2022 bis zum selben Monat heuer. Auch Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl hat sich am Sonntag in der ORF-„Pressestunde“ ganz auf Arbeitnehmerlinie gezeigt. Bei den Metaller-Verhandlungen forderte sie Wertschätzung und einen fairen Abschluss. Angesichts der Metaller-Streiks und der heute weitergehenden Kollektivvertragsverhandlungen verteidigte sie die Arbeitnehmerforderung. Nach der hohen Inflation der vergangenen zwei Jahren verlangten diese einen gerechten Lohn. Ihre Proteste erfolgten nicht aus Jux und Tollerei, und die von den Arbeitgebern gebotenen Einmalzahlungen könnten „nur der Schnittlauch am Brot sein“.