Von Adolf Winkler
Aus dem Foyer des Hotel Bauer Palazzo dröhnen Schremmhämmer. Eine Staubwolke erfüllt das ausgeschlachtete Hotelinnere, Arbeiter mit Helm tragen schweres Gerät. Der Lokalaugenschein bestätigt eine betriebsame Baustelle. Außen kündigt eine Tafel die Wiedereröffnung des Nobelhotels für das Jahr 2025 an. Davor bitten Gondoliere mit einem Hut auf einem Stuhl um ein Trinkgeld: „Thank you for the tipp.“ Das Bild ist wie symbolisch für den gigantischen Finanzbedarf von Rene Benkos Immobilienholding Signa Prime AG von rund zwei Milliarden Euro. Der sorgt auch in Venedig für Unbehagen und Fragen zum Umbau und bei den vorübergehend ausgelagerten rund 200 Hotelmitarbeitern. Für diese hatte die Signa in einem monatelangen Poker erzwungen, dass sie während der Generalsanierung großteils vom italienischen Staat bezahlt werden.
„Wir haben von den Gerüchten um die Signa gehört, doch wir arbeiten hier auf der Baustelle mit 120 Bauarbeitern voll nach Plan“, erklärt der Bauleiter vor Ort der Kleinen Zeitung. 2020 hatte Benkos Immobiliengruppe mit der Signa Prime Selection AG den seit 1880 als Hotel geführten Bauer Palazzo, dessen Wert auf 400 Millionen Euro geschätzt wird, dem US-Investor Elliott abgekauft. Bis 2025 soll es laut Signa „zur Top-Adresse der Ultra-Luxus-Hotels Venedigs“ generalsaniert werden – mit 120 Zimmern, davon 60 Suiten, mit der legendären Terrasse zum Canal Grande, Infinity-Pool und dem Siebten-Himmel-Rooftop-Restaurant „Settimo Cielo“. Außerdem mit Edelshop am Eingang zum Campo San Moisé, wo sich gleich daneben mit Prada, Dolce & Gabbana, Versace und Cartier die Luxuszeile Venedigs anfügt.
Für Hotelmitarbeiter zahlt Staat mit
„Mit dem Hotel Bauer Palazzo in absoluter Bestlage Venedigs haben wir eine einzigartige Immobilie für das Portfolio der Signa Prime erworben und bauen unsere Marktposition als führende Marktposition als führendes europäisches Immobilienunternehmen weiter aus“, erklärte Signa Vorstandschef Chistoph Stadlhuber bei Übernahme. Heinz Peter Hager, Präsident von Signa Italien, konnte Rosewood Hotels & Resorts als künftige Betreiber verkünden. Bald gab es erste Aufregung, als Signa das kostbare, historische Art-Deco-Interieur abtransportieren und in Paris auf den Markt werfen ließ. Dann hielt die 200 Hotel-Mitarbeiter ein monatelanger Poker um ihre Zukunft in Atem. In rund einem Dutzend Verhandlungsrunden mit Gewerkschaften, der Region Veneto und dem Arbeitsministerium in Rom wurde um eine Übergangslösung für das Hotel- und Gastronomiepersonal während der Generalsanierung gerungen. Schließlich setzte Signa durch, dass der italienische Staat bis zu 80 Prozent der Löhne der Mitarbeiter weiterzahlt, Signa nur den Rest. Das erzwungene Einspringen des Staates für Mitarbeiter kennt man bei Benko auch von seinen gescheiterten Handelsübernahmen Karstadt und Kaufhof in Deutschland. Eine Anfrage der Kleinen Zeitung sowohl per Mail als auch telefonisch bei der Signa in Wien zur weiteren Vorgangsweise auf der Baustelle in Venedig als auch bei der Mitarbeiter-Vereinbarung blieb unbeantwortet.
Transaktion am Gardasee
Auf der Signa-Website wird das Hotel Bauer Palazzo unter den „Signa Luxury Hotels“ angeführt - gemeinsam mit dem Park Hyatt Vienna in Wien und den Chalet N in Oberlech am Arlberg sowie dem Eden Luxury Resort in Gardone am Gardaseee. Doch letztes sei laut einem Bericht des „Der Standard“ im August an eine italienische Gesellschaft abgetreten worden, hinter der Stiftungen in Luxemburg und in Liechtenstein stehen, am Ende eine Ingbe Stiftung, wobei „Ingbe“ für Rene Benkos Mutter Ingeborg Benko stehe . Es stelle sich die Frage, ob hier Signa-Eigentum in Benkos privaten Einflussbereich transferiert worden sei, als sich die Probleme schon abzeichneten. Hingegen sagte laut „Der Standard“ ein Konzernsprecher, „dass es sich um eine ganz normale Transaktion zu einem marktüblichen Preis“ gehandelt habe. Für ein anderes Signa-Projekt in Italien, das „Waltherpark“-Shoppingcenter in Südtirol mit 90 Geschäften, Hotel und 110 Wohnungen, hatte Signa-Italien-Präsident Hager im August der „Die Presse“ einen positiven Ausblick für die angepeilte Eröffnung 2025 gegeben. 60 Prozent der Geschäfte seien vermietet, das Hotel verpachtet und die Hälfte der Wohnungen verkauft.
Adolf Winkler