Der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Robert Holzmann, ist „hoffnungsfroh“, dass es bei den laufenden Lohnverhandlungen zu einer vernünftigen Lösung kommen wird. „Ich hoffe, man schließt unter zehn Prozent ab und nicht darüber“, sagte der Gouverneur am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Denn je höher der Lohnabschluss, umso mehr steige auch die Gefahr, dass dadurch die Inflation weiter angeheizt wird.

Wenn dadurch die Kerninflation für längere Zeit erhöht bleibt, könnte das auch dazu führen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen erneut anheben muss, um die Inflation weiter zu bekämpfen, so Holzmann weiter. Das könnte jedoch negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben und Arbeitsplätze vernichten. Er sei aber „überzeugt, dass das den Gewerkschaftern auch klar ist“.

Aber auch zu geringe Lohnabschlüsse seien nicht förderlich, denn diese könnten sich negativ auf die Realeinkommen und damit auf das Wirtschaftswachstum niederschlagen. Dann müssten die Zinsen theoretisch gesenkt werden, um das Wachstum wieder anzukurbeln. „Wo der sweet point ist, wissen wir alle nicht“, so Holzmann. Um das zu beurteilen, gebe es nicht genügend Informationen.

Wie geht‘s mit den Zinsen weiter?

Auch zum Thema Leitzinsen äußerte sich Holzmann: Er sehe derzeit zwar keinen Anlass für weitere Zinserhöhungen, schließt diese mittelfristig aber nicht aus. Die Europäische Zentralbank (EZB) sei bereit, mit entsprechenden Maßnahmen zu reagieren, sollte die Inflation wider Erwarten anziehen, sagt er am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Im Lichte jüngster Unsicherheiten warnte er vor der Annahme, „dass das schon das Ende der Fahnenstange ist“.

Für die nächsten Zinssitzungen der Zentralbank rechne er mit weiteren Zinspausen, so Holzmann, zumal „Konstanz im jetzigen Moment wünschenswert wäre“. Für den Fall, dass es weitere Inflationseffekte gibt, sei die EZB aber zu erneuten Erhöhungen bereit. „Wir stehen Gewehr bei Fuß.“ Holzmann verwies dabei auch auf Turbulenzen wie den Energiepreisschock nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs. „Hier gab es schon eine Fülle von Entwicklungen in letzter Zeit.“

Optimistischen Marktteilnehmern, die von baldigen Zinssenkungen ausgehen, riet er jedenfalls zur Vorsicht. Vor dem zweiten Quartal des kommenden Jahres sei keine Kursänderung der EZB, also ein Senken des Zinsniveaus zu erwarten, sagte der Gouverneur. „Das wär schon etwas früh.“ Als Reaktion auf die Inflationskrise hatte die Zentralbank die Zinssätze zuletzt kontinuierlich nach oben geschraubt, ehe sie im Oktober erstmals eine Zinspause einlegte.

Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr

Bezüglich der österreichischen Wirtschaftsentwicklung im kommenden Jahr zeigt sich Holzmann optimistisch, dass sie wieder in die Wachstumsspur findet. So werde es demnächst zu einer Reallohnerhöhung und damit einhergehend zu einer Steigerung des Konsums kommen. Stützend dürften zudem höhere Investitionen und ein erwartbares Plus bei den Exporten wirken, sagte Holzmann am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Eine genaue Zahl zum BIP-Wachstum wollte Holzmann unter Verweis auf die anstehende Dezemberprognose der Nationalbank nicht nennen. Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die zwar inflationsdämpfend wirkte, der Wirtschaft jedoch gleichermaßen den Schwung raubte, verteidigte er Ökonom. So sei ein Rückgang des Anstiegs beim Kreditvolumen zu beobachten, was zeige, dass „die Geldpolitik funktioniert hat“. Die EZB könne die Teuerung auch nur effektiv bekämpfen, wenn sie der Wirtschaft bis zu einem gewissen Grad die Dynamik entziehe. Ein „soft landing“ - damit ist eine Stagnation bzw. ein leichtes Wachstum gemeint - habe man mit dem Abgleiten in die Rezession allerdings nicht geschafft, bedauerte Holzmann.

„Signa-Exposure heimischer Banken verdaubar“

Das Exposure der österreichischen Banken bei der kriselnden Signa-Gruppe hält Holzmann für „verdaubar“. Er sehe durch möglicherweise ausständige Gelder keinerlei Gefahr für den Finanzplatz, sagte er am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Laut einem rezenten Bericht der Nachrichtenagentur Reuters sind bei fast allen namhaften Instituten in Österreich Kredite offen. Das Gesamtexposure habe sich auf 2,2 Milliarden Euro belaufen.

Der Tiroler Immobilienkonzern ist zuletzt ins Schlingern geraten. Im Zuge von Schwierigkeiten vor allem im Immobiliengeschäft, wo sich aufgrund hoher Abwertungen Verluste anhäuften, und wegen Liquiditätssorgen musste der Immobilieninvestor Rene Benko vergangene Woche das Ruder in dem Konzern an den deutschen Sanierer Arndt Geiwitz übergeben. Geiwitz ist nun Vorsitzender im Beirat sowie im Gesellschafter-Komitee der Signa. Für Signa Prime und Signa Development hat sich Geiwitz zudem Ralf Schmitz für die operative Umsetzung der Restrukturierung in die beiden Gesellschaften geholt.