Die Modellpolitik der Autokonzerne ließ ein langsames Aussterben der Kleinwagen befürchten. Die technischen Änderungen, die Verbrenner aufgrund der neuen Schadstoffnormen und Regulative (elektronisches Tagebuch/Lebenszeitraum etc.) benötigen, machen diese Fahrzeugklasse zunehmend unrentabel. Die Hersteller fokussierten immer stärker auf margenstarke SUVs.

Aber die großen Autokonzerne haben die Rechnung ohne die Kunden gemacht. Massive Preissteigerungen ließen die Kunden vor dem Kauf neuer Autos zurückschrecken. Nur ein paar Beispiele (Preise Stand Mai 2023): 8,3 Prozent legten die Autopreise alleine von April 2022 bis April 2023 zu. Von 2021 auf 2022 setzte es eine Preissteigerung von 17,2 Prozent für Erwerb, Erhaltung und Nutzung von privaten Neu- und Gebrauchtfahrzeugen.

Ein Opel Corsa, der 2017 noch 18.070 Euro kostete, kam im Mai 2023 auf 27.859 Euro. Das ist eine Differenz von 9789 Euro bzw. eine Steigerung von 54 Prozent. Und der vergleichbare elektrische Corsa kostete 39.539 Euro. Beim Golf legte man für einen Neuwagen 2017 noch 20.740 Euro hin. Für ein vergleichbares Modell musste man im Mai 28.090 Euro (Differenz 7350 Euro/plus 35 Prozent) abheben.

Die Hersteller wissen: So kann‘s nicht weiter gehen, ganze Kundengruppen (Einsteiger, Organisationen) fallen weg, das Auto als unleistbares Gut ist kein verheißungsvolles Zukunftsszenario. Aktuell gibt es nur ein E-Auto unter der magischen 20.000-Euro-Grenze, es ist der Dacia Spring (ab 14.206 Euro, abzüglich aller Incentives und Förderungen). Das Auto stammt aus einer chinesischen Co-Produktion und trägt ein Renault-Emblem.

Bereits 2024 kommt ein E-Auto mit einem Preis knapp über 20.000 Euro (23.300 Euro): Citroën lässt seinen e-C3 auf Österreichs Straßen, mit einem erstaunlichen Komfort- und Preispaket (Reichweite bei rund 320 km). Bis 2025 will man weitere Preissenkungen durchziehen, aber mit einer kleineren Batterie – so soll der Preis unter 20.000 Euro gedrückt werden.

Das 25.000-Euro-Auto von Volkswagen: ID.2 all
Das 25.000-Euro-Auto von Volkswagen: ID.2 all © VW

Alle reißen sich darum, das günstigste neue E-Auto zu bauen. Volkswagen-Chef Oliver Blume hat ein Elektroauto in der Preiskategorie um 20.000 Euro für die zweite Hälfte des Jahrzehnts in Aussicht gestellt. „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir ein Segment tiefer gehen müssen.“ Der wichtigste Hebel, um die Kosten von Elektroautos zu reduzieren, sei die Batterie. Volkswagen-Markenchef Thomas Schäfer: „Das ist die Champions-League des Autobauens.“ Zu großen Teilen sei man mit der Entwicklung fertig, Lithium-Eisenphosphat-Akkus gelten als Preisbrecher. Reichweite? Rund 300 Kilometer. Früher, also 2025/2026, kommt der ID.2 all, sein Preis liegt unter 25.000 Euro.

Auch Renault arbeitet an einem Einstiegsmodell. Der Renault 5 als elektrisches Retromodell ist die Vorhut. Bestätigt wurde jetzt erstmals das 20.000-Euro-E-Auto von Renault, und noch dazu im klassischen Look des Twingo (ab 2026). Renaults Elektroautotochter plant, bis 2030 sechs Elektroautomodelle auf den Markt zu bringen.

Die Chinesen kündigen immer wieder Dumping-Modelle an, sind derzeit aber weit davon entfernt.

Retro-Look: der Renault 5 als E-Auto, ab 2025