Kein Thema in der Technologie-Branche zieht derzeit mehr Aufmerksamkeit auf sich als Künstliche Intelligenz (KI). Die Möglichkeit, Maschinen durch unterschiedliche Prozesse vorausschauend und eigenständig agieren zu lassen, hat in der Technologie-Welt einen wahren Hype ausgelöst. Zahlreiche Unternehmen haben sich dem Thema verschrieben, Programme wie der Chatbot ChatGPT oder Midjourney, das Bilder künstlich erstellen kann, sind entstanden. Es besteht das Potenzial, dass KI unsere gesamte Berufswelt revolutionieren kann. Auf der anderen Seite wird vor Künstlicher Intelligenz gewarnt – unter anderem von KI-Unternehmern selbst.

Der CEO von OpenAI Sam Altman hat vor dem US-Kongress angemerkt, dass KI Wahlen beeinflussen oder Desinformationen verbreiten könnte. Gemeinsam mit anderen KI-Unternehmern und Forschern spricht Altman sogar davon, dass KI die Menschheit auslöschen könnte. Regierungen auf der ganzen Welt versuchen mittlerweile Regularien für die Entwicklung von KI zu formen: In der EU arbeitet man derzeit mit dem „AI Act“ an einer ersten Regulierung, US-Präsident Biden hat kürzlich eine „Consecutive Order“ unterzeichnet, die die Entwicklung von KI für gewisse Bereiche verschärft.

Unterschiedliche Zugänge

Bei der größten Technologiekonferenz Europas, dem Web Summit in Lissabon, ist der Umgang mit Künstlicher Intelligenz zurzeit eines der Hauptthemen. Zahlreiche Experten und Unternehmer beschäftigen sich mit der Frage, wie und vor allem ob KI reguliert gehöre. Von Letzterem rät der amerikanische Forscher und Autor Andrew McAfee ab. Der Wissenschaftler vom MIT (Massachusetts Institute of Technology) ist gegen eine zu starke Regulierung. Er setzt sich für eine „erlaubnisfreie“ Innovation ein. „KI verändert unsere Welt grundlegend. Das kann natürlich auch negative Auswirkungen haben“, so McAfee und fügt hinzu, dass „erlaubnisfrei“ nicht bedeutet, dass KI nicht reguliert werden darf. „Wir wissen nicht, wo die neuen Innovatoren herkommen werden. Deswegen dürfen wir sie nicht einschränken“, sagt McAfee. Laut ihm bestehe nun die Möglichkeit, dass man sich für Mikromanagement oder Turbulenzen entscheidet. „Wenn man jedoch Mikromanagement wählt, folgen Turbulenzen“, so McAfee.

Setzt sich für KI-Forschung ohne Regulierung ein: Andrew McAfee
Setzt sich für KI-Forschung ohne Regulierung ein: Andrew McAfee © E In Noonan / Web Summit / Sport

Kritik zu KI-Hype

In eine andere Kerbe schlägt die Präsidentin des Messengerdienstes Signal, Meredith Whittaker. Sie hat sich schon öfter kritisch gegenüber dem KI-Hype geäußert. Sie sieht diesbezüglich die Macht, die von Techkonzernen ausgeht, problematisch. Am Web Summit sagt sie, dass „der Hype schon religiös ist“. Wir sollten „uns bewusst sein, dass wir nicht die Kunden von KI sind, sondern das Produkt“, sagt Whittaker.

Die Präsidentin von Signal sieht den KI-Hype problematisch
Die Präsidentin von Signal sieht den KI-Hype problematisch © Lukas Schulze / Web Summit / Sportsfile

Die ehemalige Cambridge Analytica-Mitarbeiterin und Whistleblowerin Brittany Kaiser und der Ex-US-Politiker Mick Mulvaney setzen sich in einem Talk für eine Regulierung von Technologie sowie AI ein. „Man kann zwei Fehler bei der Regulierung von Technologie machen, entweder man macht sie falsch, oder man macht sie gar nicht“, sagt Mulvaney, der ebenfalls meint, dass manche Gesetzgeber unter Technologie-Regulierung leider noch „Gurte in Autos verstehen“. Kaiser und Mulvaney finden es notwendig, dass Regularien in Abstimmung mit den Technologie-Experten gestaltet werden. „Technologie verbannen, ist nie eine gute Idee. Wenn reguliert wird, soll das gemeinsam mit Leuten passieren, die sich mit ihren Technologien auskennen“, so Kaiser.

Hinweis: Die Reise nach Lissabon war eine Einladung der Wirtschaftskammer Österreich.