„Wir gehen auf Tournee“, sagt Martin Pansy schmunzelnd. Am Mittwoch Mailand, am Donnerstag Madrid – in den nächsten Tagen kommen auf den Gründer des Grazer Unternehmens Nuki einige Reisekilometer zu. Im Gepäck haben Pansy und sein Team dabei ein neues Smart Lock, also ein Schloss, das physische Schlüssel obsolet macht und per Handy oder Fingerabdruck aufgesperrt wird.
Was das Besondere an der mittlerweile vierten Auflage des Nuki-Schlosses ist? „Wir sind weltweit das erste Smart Lock, bei dem Matter vollständig in das Produkt integriert ist“, sagt Jürgen Pansy, Co-Gründer und bei Nuki für das Thema Innovation verantwortlich. Matter wiederum ist ein neuer Verbindungsstandard für die Hausautomatisierung, an dem neben Nuki auch noch 600 weitere Unternehmen aus dem Smart-Home-Sektor tüftelten. Treibende Kräfte in dem Projekt waren Apple, Google und Amazon.
Wenige Geräte, viel Hoffnung
Auch wenn aktuell selbst die „Großen“ noch wenige Matter-Geräte verkaufen, so schreibt man in der Branche dem Standard Durchschlagskraft zu. Vor allem, wenn es darum geht, unterschiedliche Systeme verschiedener Hersteller nahtlos zusammenzufügen. Oder wie es Martin Pansy formuliert: „Matter soll das Smart Home für Kunden vereinfachen“.
Technisch basiert Matter auf „Thread“. Einer Drahtlos-Netzwerktechnologie, die speziell für batteriebetriebene, smarte Endgeräte entwickelt wurde. Deren Vorteile? Die Hardware reagiert schneller auf Befehle als bei Bluetooth, zudem ist der Energiebedarf bei ähnlicher Reichweite „deutlich geringer als bei WLAN“, wie es von Nuki heißt. Einer der Gründe übrigens, warum Nuki die Batterielaufzeit beim neuen Smart Lock um „rund 30 Prozent“ verbessert haben will. Das Türschloss selbst zeigt sich optisch unverändert, dafür wurden Elektronik und Software neu aufgestellt. Auch eine Folge von Matter. Nuki musste an gewissen Schrauben drehen, weil der neue Standard hohe Anforderungen an Hardware, etwa was die Rechenleistung betrifft, stellt.
Bei Nuki selbst sieht man sich für die Transformation gut aufgestellt. Neun Jahre nach der Gründung und sieben Jahre nach dem ersten verkauften Schloss arbeiten heute 145 Menschen am Grazer Standort. Stolz nennt man sich Marktführer. „Geht es um die Kombination der beiden Dimensionen ‚Zutritt‘ und ‚Smart‘ sind wir in Sachen Stückzahl sicher der führende Player“, sagt Pansy. Technologisch sieht man sich ohnehin taktgebend. Freilich auch, weil die kalifornischen Milliarden-Konzerne vorerst kein Interesse an eigenen Zutrittslösungen haben. „Aus deren Sicht ist das ein sehr kleines, sehr komplexes Thema, das verhältnismäßig viele mechanische Komponenten hat“, erklärt Martin Pansy.
Wichtigste Zeit des Jahres bricht an
Nuki profitiert von dieser Lethargie, die Wachstumsraten der Steirer sind beachtlich. Steigerte man schon 2022 den Umsatz im Vergleich mit dem Jahr davor um 60 Prozent, wird das Jahr 2023 voraussichtlich auf Jahresbasis wieder um 60 Prozent besser ausfallen. Man sei alleine heuer „gut am Weg in Richtung 190.000 verkaufte Schlösser“, sagt Martin Pansy.
Wenngleich die ökonomisch wichtigste Zeit des Jahres gerade anbricht. Vier von zehn Euros verdient Nuki im letzten Jahresviertel. Umso wichtiger schien es, mit dem vierten Smart Lock – je nach Ausführung kosten die neuen Nuki-Schlösser zwischen 169 und 279 Euro – jetzt auf den Markt zu kommen. Vor dem Weihnachtsgeschäft. Und vor dem „Black Friday“, der dem globalen Handel am 24. November großes Geschäft bescheren soll.