Mit Sicherheit hätte es einfachere Zeitpunkte gegeben, ein Unternehmen zu gründen. Andererseits konnte das Grazer Start-up Probando, inmitten der ersten Corona-Welle ins Leben gerufen, in Zeiten analoger Abstinenzen umso schneller die eigene Stärke verdeutlichen. Und diese liegt zweifelsohne im digitalen Bereich.
Egal ob bei klinischen Studien, Projekten der Grundlagenforschung, Produkttests oder Umfragen: Probando rekrutiert online Teilnehmende und führt sie mit den Studienautoren zusammen. „Wir haben aus Graz heraus eine digitale Lösung für Studien entwickelt, die weltweit stattfinden“, erzählt Matthias Ruhri, der gemeinsam mit Manuel Leal Garcia an der Spitze des Jungunternehmens steht.
Bayer, BioNTech, Charité
Dessen Fußabdruck ist heute, knapp drei Jahre nach der ersten Studie, tatsächlich ein globaler. Probando wickelt nicht nur Projekte in zahlreichen europäischen Ländern ab, sondern auch in den USA oder Kanada. „Sechs der weltweit 20 größten Pharmakonzerne“ zählt Matthias Ruhri mittlerweile zur Probando-Kundschaft, nennen können die Grazer prominente Namen wie den Pharmariesen Bayer, das nicht zuletzt dank der Covid-Impfung weltbekannte Start-up BioNTech oder die Berliner Charité.
Die digitale Rekrutierung hat das Unternehmen perfektioniert. Während anderswo noch immer primär über bestehende Datenbanken gesucht wird, legt Probando den Auswahlprozess aufwendiger, agiler an. Online-Netzwerke wie Facebook, LinkedIn oder Instagram werden ebenso einbezogen wie Selbsthilfegruppen oder spezielle Foren.
Steirische Bezahllösung
Zugleich bietet das Start-up seit ein paar Monaten zusätzlich die Bezahllösung ProbandoPay an. „Es ist jener Teilbereich unseres Geschäfts, der sich am spannendsten entwickelt“, erzählt Matthias Ruhri vom Versuch, das Studienmanagement weiter zu vereinfachen. In der Vergangenheit sei das Ausbezahlen von Aufwandsentschädigungen ein besonders großer administrativer Aufwand für die Studienautoren gewesen.
Probando hat zwar keine Banklizenz, ist aber mittlerweile zertifizierter „Payment Agent“, der Gelder überweisen darf und auch der Finanzmarktaufsicht als Regulierungsbehörde unterliegt. „Das Wachstum in diesem Segment ist sehr hoch und deutlich über Plan“, sagt Matthias Ruhri.
Wirtschaftlich sei die Lage herausfordernd, Ruhri sieht das 23 Kopf starke Team aber auf gutem Wege, „im ersten Halbjahr 2024“ den Break-Even-Point zu erreichen. Also jene wichtige Schwelle, bei der die Kosten eines Unternehmens gleich hoch wie die Erlöse sind. Im nächsten Jahr strebt Probando zudem eine neue Finanzierungsrunde an.