Österreichs Elektrizitätswirtschaft ist ein enormer Wirtschaftsfaktor für das Land, sie ist zudem die Branche, die den wesentlichen Anteil der Energiewende auf den Boden bringen muss. Jetzt haben sich die Stromerzeuger vom Economica-Institut ausrechnen lassen, wie viel „Power“ sie wirtschaftlich für das Land bedeuten – und zwar in harten Zahlen. Damit dürfte der Branchenverband Oesterreichs Energie, dessen Präsident Verbund-Chef Michael Strugl ist, künftig wohl auch politischen Druck machen. Wegen hoher Strompreise und hoher Gewinne standen die Unternehmen bis vor wenigen Monaten stark unter Beschuss. Strugl: „Die ganze Branche stand am Pranger.“
Tatsächlich habe man in der Energiewirtschaft einen Hebel für enorme Investitionen in der Hand, betont Economica-Chef Christian Helmenstein. Da gehe es um insgesamt 60 Milliarden Euro für den Ausbau von erneuerbarer Energieerzeugung und der Netzinfrastruktur bis 2030. Das sei aus Sicht des Wirtschaftsstandortes und seiner Wettbewerbsfähigkeit von immenser Bedeutung. Die Zahlen ließen sich mit Blick auf die Zukunft auch dahingehend auslegen, „wie viel Wohlstand wir erreichen könnten“, so der Ökonom.
16 Milliarden Euro Wertschöpfung und 106.000 Jobs
Die gesamte Wertschöpfung im Netzwerk rund um die Elektrizitätswirtschaft beträgt Helmenstein zufolge knapp 16 Milliarden Euro. Er sagt: „Wir haben es hier mit einem ökonomischen Schwergewicht zu tun.“ Direkt beschäftigen die Erzeuger mehr als 40.000 Mitarbeiter, mit vorgelagerten Bereichen 106.000. Der Staat bekomme 7,9 Milliarden Steuern und Abgaben, davon 5 Milliarden direkt von den Unternehmen – ohne Dividenden. Noch profitierten davon die Gemeinden viel zu wenig, kritisiert Helmenstein. „Das ist ein echtes Anreizproblem für Investitionen. Diese Diskrepanz müssen wir noch besser lösen.“
„Uns geht es um eine Versachlichung der Diskussion“, sagt Strugl in Richtung Politik. Es könne keinen Zweifel mehr daran geben, dass die Energiewende gelingen müsse. „Wir wollen zeigen, wovon wir sprechen, und wir haben auch immer sehr klar gesagt, was wir brauchen, damit es funktioniert.“ Heftig fällt deshalb seine Kritik zum jüngsten Stopp der neuen 220-KV-Stromleitung in Linz aus, die Leitung ist Voraussetzung für die teilweise Umstellung der Voestalpine-Stahlproduktion auf Elektroschmelzen. Dort gehe es um einen einzigen Strommast, wodurch der Milliardenkonzern vorerst am Weiterbau gehindert werde. In diesem Fall gelten noch die alten Regeln der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP). Das Gesetz ist inzwischen novelliert.
Ausdrückliches Lob zollt Verbandsgeschäftsführerin Barbara Schmidt nicht nur dieser UVP-Novelle. „Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz ist ein wirklicher Meilenstein“, sagt sie. Darauf aufsetzend soll noch in dieser Legislaturperiode das EAG-Beschleunigungsgesetz kommen, außerdem wird das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ELWG) erneuert, dieses Gesetz gilt als Grundlage für einen raschen Netzausbau auf der Verteilebene.