Die Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 430.000 Angestellten im Einzel-, Groß- und Kfz-Handel sind am Donnerstag in die zweite Runde gegangen – und am späteren Nachmittag ergebnislos zu Ende gegangen. Die Gewerkschaft forderte beim ersten Zusammentreffen der Verhandler eine Erhöhung der Gehälter um elf Prozent, mehr Urlaub und eine Diskussion über eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung. Die Arbeitgeber haben auch am Donnerstag – nach der zweiten Runde – von einer „Forderung in utopischen Sphären“ gesprochen, wie es Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich, ausdrückt.
„Unser Ziel ist es, zwischen zwei naturgemäß sehr weit auseinander liegenden Positionen eine Brücke zu bauen. Das funktioniert allerdings nur, wenn sich beide Seiten bewegen“, so Trefelik. Es sei daher „bedauerlich“, dass die Arbeitnehmerseite „trotz eines konstruktiven Austausches nicht bereit war, sich einen Schritt auf uns zuzubewegen“.
„Haben dafür gar kein Verständnis“
Nach wie vor gebe es kein konkretes Angebot der Arbeitgeber, kritisiert unterdessen die Gewerkschaft. „Es ist für uns enttäuschend, dass noch immer kein Angebot am Tisch liegt, obwohl unsere Forderungen seit langem bekannt sind. Die Beschäftigten haben dafür gar kein Verständnis“, so die Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA, Helga Fichtinger.
„Werden Protest in den öffentlichen Raum tragen“
„Unsere Forderung nach einer Gehaltssteigerung von 11 Prozent und schrittweisen Arbeitszeitverkürzung bleiben im vollen Ausmaß aufrecht. Bei den mehr als 250 Betriebsversammlungen der vergangenen Woche fand unser Forderungspaket überwältigende Zustimmung“, betont der Vorsitzende des Wirtschaftsbereichs Handel in der Gewerkschaft GPA, Martin Müllauer. „Wir werden nun den Protest in den öffentlichen Raum tragen, um der Dringlichkeit unserer Forderungen Nachdruck zu verleihen. Am 14. November findet ein Protest- und Aktionstag statt, in Wien und Salzburg gibt es Demonstrationen.“
Arbeitgeber: „Würde Betriebe völlig überfordern“
Laut Trefelik ergebe sich bei genauer Durchrechnung sämtlicher Wünsche der Gewerkschaft, dass die „tatsächliche Steigerung einer KV-Erhöhung um 14 Prozent“ entsprechen würde, so die Arbeitgeberseite. „Wenn wir alle rahmenrechtlichen Forderungen umsetzen würden, von der Erhöhung der Lehrlingseinkommen um 25 Prozent über mehr freie Tage bis hin zur geforderten Arbeitszeitverkürzung, dann würde das die Betriebe völlig überfordern.“
Bereits nach der ersten, ergebnislosen Verhandlungsrunde am 24. Oktober versuchte die Gewerkschaft den Druck mit Betriebsversammlungen zu erhöhen. Vom 2. November bis einschließlich 8. November fanden in mehr als 250 Handelsbetrieben in ganz Österreich Betriebsversammlungen statt.