Ein Trumm von einem Auto: 3,1 Meter misst der Radstand, 5,01 Meter ist der EV9 lang. Der Auftritt erfolgt im Boxdesign, Living in a Box, sozusagen.

Der EV9 zeigt, wie und warum das E-Mobilität eine Zukunft haben wird. Selbstverständlich sind heute Funktionen wie die Plug&Charge-Funktionalität zur automatischen Fahrzeugerkennung an öffentlichen Ladestationen, oder die Rolle als rollende Powerbank. Oder: Mit der serienmäßige „Vehicle-to-Load“-Funktion (V2L) wird über die Steckdose im Gepäckraum auch Haushaltsgeräten aber auch E-Bikes Strom gespendet. Über ein Ladekabel mit In-Kabel-Kontrollbox (ICCB) kann über die Wechselstrom-Steckdose sogar ein anderes Elektrofahrzeug aufgeladen werden.

Living in the Box EV9
Living in the Box EV9 © Kia

Soweit, so gut. Richtig interessant wird es aber beim so genannten intelligenten Laden (Vehicle-to-Home/Vehicle-to-Building (V2H/V2B) und Vehicle-to-Grid (V2G)), die freilich noch vom Gesetzgeber und von den Energieversorgern erst rechtlich ermöglicht werden müssen.

Mit V2H und V2B speist man den Strom des Autos in ein Wohnhaus oder ein Gebäude ein. V2G ermöglicht es, Energie ins öffentliche Stromnetz einzuspeisen, damit wird man in letzter Konsequenz zu einem Strom-Dealer in Spitzenlastzeiten oder für den eigenen, über eine Photovoltaik gewonnenen Strom. Das eigene Auto wird zum Teil deines großen Ganzen - offen, wann die Politik das umsetzt. Die Energieanbieter fürchten freilich um ihr Geschäft. Mit V1G wiederum kann man variable Stromtarifen nutzen, um die Ladekosten zu minimieren. Eine eigene Wallbox und eine App zum Steuern der ganzen Funktionen kommt erst auf den Markt

Beachtlich ist auch, wie Kia versucht dem EV9 Nachhaltigkeit einzuhauchen. Folgende Materialien werden zum Einsatz kommen: 1. Biokunststoff (innovative Art von Kunststoffen, die aus verschiedenen erneuerbaren Biomassequellen wie Pflanzenölen, Maisextrakt, Sägemehl oder Zuckerrohr hergestellt werden). 2. PCM-Kunststoff (Kunststoff aus recyceltem Material). 3. Bio-Polyurethan (PU) (Lederersatz, mit pflanzlich basierten Komponenten). 4. Gewebe aus recyceltem PET, 5. Teppich aus recyceltem PET (z. B. PET-Rezyklat aus alten Fischernetzen). 6. Bio-Polyurethan-Schaumstoff (auf Basis natürlicher Öle hergestellt). 7. Bio-Lack (aus Rapsöl hergestellt). 8. BTX-freier Lack frei von umweltschädlichen Chemikalien). 9. Garn aus recyceltem PET (von recycelten Kunststoffflaschen), 10. Filz aus recyceltem PET.  

Ach ja, fahren kann der EV9 auch noch, und wie: Mit seinem 99,8-kWh-Akku sind in der Heckantriebsversion (150 kW) rund 563 Kilometer drin, mit dem Allradantrieb (283 kW/385 PS) und in der GT-Version sind es knapp über 500 Kilometer. 800-Volt-Technologie und 210 kW maximale Ladeleistung stehen im Programm.

Nachhaltige Materialien, schwer erreichbarer Startknopf
Nachhaltige Materialien, schwer erreichbarer Startknopf © Kilian Blees /KIA

Fein: Die Paddles am Lenkrad zur Energierückgewinnung, das wird zu einem richtigen Sport, wie man so den Verbrauch drückt, eine Wärmepumpe ist übrigens auch an Bord. Wir kamen bei der ersten Testfahrt übrigens auf einen Verbrauch von 21,1 kWh auf 100 Kilometer - für einen Zweieinhalbtonner ein respektabler Wert. Aufgefallen: Die Sitzkonfigurationen und die Drehsessel in der zweiten Reihe. Und: Das Auto ist dank aufwendiger Geräuschdämmung extrem leise, das Fahrwerk arbeitet exzellent.

Gewöhnungsbedürftig: Der versteckte/schwer erreichbare Startknopf und dass die Assistenzsysteme nicht über die Sprachsteuerung zu bedienen sind.