Sehen so Patienten aus? Der immer und immer wieder krank geredete Audi-Konzern hat das Geschäftsjahr 2022 mit einem Rekordergebnis abgeschlossen. Offiziell hieß es: „Die Umsatzerlöse stiegen um 16,4 Prozent auf den Rekordwert von 61,8 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis kletterte um knapp 40 Prozent auf den historischen Höchststand von 7,6 Milliarden Euro. Die operative Umsatzrendite stieg von 10,4 Prozent auf 12,2 Prozent.“
Klingt, als ob alles perfekt sei. Bloß seinen Nimbus droht Audi trotzdem zu verlieren.
Lange Jahre hat man ein begehrenswertes Modell nach dem anderen auf den Markt gebracht. Doch in den letzten zwei Jahren sind Modell-Pläne in sich zusammengestürzt, Hoffnungsträger mussten aufgrund der Software-Entwicklungsprobleme des gesamten VW-Konzerns verschoben werden. Milliardenkosten fielen dadurch an. Interne Missstimmung und Strategie-Diskussionen kosteten Audi-Chef Markus Duesmann letztlich den Job.
An seine Stelle trat mit September 2023 Gernot Döllner, ein Vertrauter des Konzern- und Porsche-Chefs Oliver Blume. Döllner war Strategiechef des gesamten VW-Konzerns und soll die Pläne seines Vorgängers neu einordnen sowie neue Projekte anstoßen und vorantreiben: Mit VW arbeitet man an Projekten für den wichtigen US-Markt, der Codename lautet Scout.
Außerdem muss man den komplexen chinesischen Markt neu aufrollen, die Verkaufszahlen entsprachen zuletzt nicht den Vorstellungen. Und das kostenintensive F1-Projekt soll „nebenbei“ auch noch finanziert werden.
Es ist eine Mammutaufgabe für Döllner, nicht nur, weil das selbst auf erlegte Ziel mit dem Umkehrschwung Richtung E-Mobilität sehr, sehr nahe ist: Ab 2026 wird es bei Audi keine völlig neuen Verbrennermodelle sondern lediglich Weiterentwicklungen geben.
Dazu gesellt sich die langsame Abkehr von kleinen Audis (A1, Q2), weil diese elektrisch finanziell bei den heutigen Batteriepreisen noch nicht darstellbar sind.
Ein Schwerpunkt in der Entwicklung haben auch deshalb die Batterien erhalten: In Ingolstadt wurde ein eigenes Batteriezentrum aufgebaut, in dem man mit Hightech-Verfahren einen Batterie-Lebenszyklus von zehn bis 15 Jahren in nur zwei Wochen abgebildet werden kann. Man spricht heute inoffiziell von 600 Kilometern WLTP-Reichweite mit der neuen E-Plattform, ohne, dass es offiziell bestätigt wird.
Aber wie geht es bei Audi weiter?
Erst ab der Größenordnung A3 wird man bei Audi in naher Zukunft (elektrisch) nachlegen.
Schon 2024 sieht man das neue Gesicht von Audi, der neue Q8 ist nur ein Vorbote:
Im Sommer 2024 startet der elektrische A6 e-tron, auch der lange erwartete elektrische Q6 e-tron (Größenordnung Q5, Platzangebot vom Q7) ist eingeplant – der Q6 e-tron steht auf der gleichen Plattform wie der Porsche Macan.
Ein neuer Verbrenner-A4 kommt im zweiten Halbjahr 2024, wird aber A5 heißen, weil er sich näher am A6 orientiert. Dieselmotoren? Je nach Markt, heißt es.
Der neue A3-Verbrenner wird ebenso 2024 sein Debüt geben.
Audis visionäre Modelle aus der Sphere-Reihe, die als Leitmodelle für künftige E-Auto-Generationen gedacht sind, müssen noch warten: Sie brauchen die komplett neue Software für autonomes Fahren und völlig neue digitale Services.