Das Tauziehen um die Führung der ins Schlingern geratenen Signa-Gruppe ist seit Mittwoch entschieden. Seit Tagen, wenn nicht Wochen, schwelte um die Führung des Immobilienriesen ein Machtkampf. Vor dem Wochenende schien dieser entschieden zu sein, doch erst gestern gab Signa in einer Aussendung bekannt, dass René Benko tatsächlich abdankt und die Führung zurücklegt. Der Signa-Gründer bleibt Mehrheitseigentümerin, doch das Ruder des Immobilien- und Handelskonzerns übergibt er auf Druck seiner milliardenschweren Investoren an den deutschen Sanierungsexperten Arndt Geiwitz (54). Der soll nun die ganze Gruppe sanieren und übernimmt dafür den Vorsitz des Beirates sowie jenen des Gesellschafterkomitees der Signa Holding.

In einer Mitteilung appellierte Benko, der Medienanfragen unbeantwortet lässt, dass alle Stakeholder gefordert seien, Signa „jetzt zu unterstützen. Ich bin dazu bereit.“ Die Übergabe der Führung an Geiwitz hält Benko „in der derzeitigen Situation für die beste Lösung für das Unternehmen.“

„Vertrauen wiederherstellen“

Es wird die Aufgabe von Geiwitz sein zu klären, wie viel die Investoren einzahlen müssen. Das sagte zuletzt der mit 15 Prozent in die Signa investierte Bauindustrielle Hans-Peter Haselsteiner. Weitere Investoren sind Fressnapf-Gründer Torsten Toeller sowie Lindt&Sprüngli-Verwaltungspräsident Ernst Tanner. Das Immobilienportfolio der Signa bleibe einzigartig, er wolle seinen Beitrag leisten, Vertrauen wiederherzustellen, so Benko weiter.

Dass Signa „jetzt Ruhe und Ordnung“ brauche, betonte auch Arndt Geiwitz. Er wolle langfristige Lösungen finden, es sei daher jetzt geboten, „eine umfassende Konsolidierung für das Unternehmen einzuleiten“. Geiwitz lobte die „sehr gute“ Entwicklungsperspektive der Signa-Development, deren Projekte allerdings zum Teil stillstehen, wie etwa der Hamburger Elbtower. Zur Unterstützung holt sich Signa „führende externe Berater“ - konkret Rothschild & Co. sowie die Anwaltskanzlei White & Case. Man werde nun „mit Hochdruck“ alle Geschäftsbereiche überprüfen und wolle Maßnahmen „für ein ganzheitliches Konzept für die Gruppe erarbeiten“.

„Das wird kein Spaziergang“

Mit dem Rückzug Benkos sei, heißt es aus Insiderkreisen, nun die größte Hürde übersprungen. Jetzt sei der Weg für einen Neubeginn frei, „Weltuntergangsstimmung“ sei keine angebracht: Der Wert der Häuser im Signa-Reich sei viel höher als das Fremdkapital, mit dem sie belastet sind. Nun gelte es vordringlichst, die Signa liquid zu halten. „Das wird kein Spaziergang“, so ein Insider.

In der vom Tiroler Benko selbst gegründeten und konzipierten Signa-Gruppe hat der Immobilienmagnat seit 2013 keine operative Funktion mehr inne, verfügt aber mit seinen Familienstiftungen über eine Mehrheit der Stimmrechte. Sein Imperium hat der 46-Jährige aus Innsbruck bereits mit 22 Jahren aufzubauen begonnen. Das Magazin „Trend“ schätzt sein Vermögen auf 4,2 Milliarden Euro. Schon im Alter von 20 Jahren soll er seine erste Schilling-Million verdient haben, mit 40 war er Euro-Milliardär.

Reiche und Prominente

Schon in jungen Jahren gelang es Benko, Reiche und Prominente von seinen Projekten zu überzeugen. Der erste große Deal, mit dem der Tiroler 2004 auf sich aufmerksam machte, war die Übernahme des bekanntesten Kaufhauses Innsbrucks, das Kaufhaus Tyrol. Heute gehören zur Signa-Gruppe Immobilien wie das „Goldene Quartier“ in der Wiener Innenstadt, das Gebäude der Deutschen Börse in Eschborn, eine Hälftebeteiligung am Chrysler Building in New York, das Nobelkaufhaus Selfridges in London oder der Elbtower in Hamburg.