Eine deutliche Eintrübung in der Kärntner Wirtschaft zeigen die Studienergebnisse der alljährlichen Konjunkturumfrage der Arbeiterkammer Kärnten (AK), die am Mittwoch im Vorfeld der Vollversammlung am Donnerstag präsentiert wurden. Im Auftrag der AK hat das Joanneum Research Betriebsräte von 208 Unternehmen, die 65.000 Beschäftigte repräsentieren, befragt. Das sind etwa 30 Prozent aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kärnten. „Die Beurteilung fällt heuer deutlich pessimistischer aus als 2022“, fasst Arbeiterkammer-Präsident Günther Goach zusammen. Die Entwicklung der Auftragslage sei negativ. Darüber hinaus habe sich die Zinslandschaft massiv verändert. Für viele sei ein Eigenheim nicht mehr leistbar, was die Bautätigkeit dämpfe. Vor allem in der Industrie, in der Baubranche und im Handel hätten sich die Aussichten stark eingetrübt.
Ein Lichtblick sei trotz jedoch der Arbeitsmarkt, der sich nach wie vor stabil zeige. Studienautor Eric Kirschner erläutert dazu: „In nahezu allen Branchen werden Arbeitskräfte gesucht.“ Denn Kärnten sei in den vergangenen Jahren ein Strukturwandel gelungen. Manche Unternehmen würden zwar einen Stellenabbau planen. Doch die betroffenen Arbeitnehmer könnten zuversichtlich sein, ein Alternative zu finden. Allerdings würden Arbeitsplätze in ländlichen Gebieten zunehmend verloren gehen und nur in den Ballungszentren neue entstehen.
„Die Inflation in Österreich ist im Vergleich zu anderen Ländern überdurchschnittlich hoch. Im Vorjahr waren noch die Energiekosten die Inflationstreiber. Mittlerweile sind es Wohnen, Essen und Kleidung“, sagt Kirschner. Die Bundesregierung habe bei der Inflation „versagt“, erklärt Goach. Und die Mietpreisbremse sei „eine Pflanzerei“. Er fordert eine Offensive für leistbares Wohnen.
„Unfreiwillig in Teilzeit“
Als große Herausforderung bezeichnet Kirschner den Fachkräftemangel. Mit Qualifizierung werde man gegensteuern müssen, doch: „Ohne qualifizierten Zuzug wird es nicht gehen.“ Dass mehr Voll- statt Teilzeitarbeit, ein späterer Pensionsantritt und Arbeiten in der Pension Teil der Lösung sein könnten, sei laut Goach zu hinterfragen. Denn viele Beschäftigte im Handel würden unfreiwillig in Teilzeit arbeiten und etliche das Penionsalter nicht arbeitsfähig und gesund erreichen.
Kirschner erwartet für 2023 einen Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts. Ende 2024 rechne er mit einer Entspannung und einem leichten Anstieg der Wirtschaftsleistung.