Ein riesiges Lithiumvorkommen ist es, das unter der Koralm seit Jahrhunderten schlummert. Die Rechte am Abbau wechselten bereits mehrmals die Hände. Das Unternehmen European Lithium verschob in den vergangenen Jahren immer wieder den geplanten Abbau. Stark nachgefragt ist das aufbereitete Lithium aufgrund der steigenden Nachfrage am Endprodukt: E-Auto-Batterien. Der Rohstoff wird aktuell europaweit nirgends abgebaut. Vorkommen sind viele bekannt, wie auch Frank Melcher betont, der an der Montanuniversität Leoben am Lehrstuhl für Geologie und Lagerstättenlehre forscht: „Die Schwierigkeit ist nicht das Auffinden von lithiumhaltigen Gestein. Es gibt nur wenige Firmen in der EU, die ein Projekt wie jenes bei Wolfsberg bergbautechnisch umsetzen können.“
Wie Melcher bestätigt, wolle European Lithium das Projekt selbst umsetzen. Allerdings sei das Unternehmen bisher eine reine Explorationsfirma, die Lithiumvorkommen sucht und nach Probebohrungen samt Studien demonstriert, ob sich ein Abbau auszahlen würde.
„Würde sich auszahlen“
Eine jahrelange Vorlaufzeit sei nichts Ungewöhnliches, so der Bodenschatzexperte. Ein Abbau hätte auch Symbolwirkung: „Es ist eines der wenigen Projekte in diesem Stadium und es würde helfen, der Eigenversorgung in der EU im Batteriesektor in absehbarer Zeit näherzukommen.“ Derzeit gebe es noch die Abhängigkeiten von China. Die Vorkommen in Kärnten und auf der steirischen Seite könnten ein kleiner Baustein werden.
Zum Ausmaß sagt Melcher: „Es handelt sich um das größte bekannte Vorkommen in Österreich.“ Es sei ein langer Weg die komplette Lieferkette aufzubauen, die es braucht. Und natürlich kommen behördliche Auflagen hinzu. Seitens der zuständigen Abteilung des Landes wird bestätigt, dass gerade eine Vorprüfung zu einer etwaigen Umweltverträglichkeitsprüfung stattfindet.
Aufbereitung in Saudi-Arabien
CEO Dietrich Wanke räumte beim Wolfsberg-Projekt zuletzt ein, dass die weitere Aufbereitung des Rohmaterials nicht in Kärnten, sondern in Saudi-Arabien stattfinden werde. Als Hauptgrund nannte er die hohen Energiekosten und den Druck der US-Investoren, die keinen Standort in Europa befürworten würden.
Trotz der tonnenschweren Ladungen würden die Transportkosten mit Containerschiffen über den Suezkanal „keine Rolle spielen“, weiß Melcher. Das Lithium-Konzentrat können auf Schiene Richtung Triest oder Koper gebracht werden.
„Könnten das Projekt verkaufen“
Aus den vierteljährlichen Berichten des börsennotierten Unternehmens mit Sitz in Australien geht hervor, dass man sich auch einen Zugang zur US-Technologiebörse Nasdaq verschaffen möchte. Angestrebt wird ein Börsengang per SPAC. Dabei könnten die Lithium-Lizenzen als Vermögenswerte einfließen. Eines steht für den Geologen außer Zweifel: „Der österreichischen Rohstoffwirtschaft würde es guttun, diesen Schritt zu gehen. Lithium wurde bisher noch nie abgebaut und wir werden es in Zukunft brauchen.“
Bereits Deal mit Abnehmer
Ein deutsches Unternehmen hat jedenfalls nicht länger abgewartet. Es gibt nämlich bereits einen Vertrag mit BMW zur Abnahme des batteriefähigen Lithiums. Kolportiert werden 15 Millionen Dollar im Voraus und ein Vorrecht auf vorerst fünf Jahre am Lithium. Der Autobauer bestätigte lediglich, dass es ein Abkommen gebe, ohne Details zu nennen. Trotz mehrfacher Anfragen war European-Lithium-CEO Dietrich Wanke für keine Stellungnahme erreichbar. Bestätigt wurde, dass ein Antrag auf ein UVP-Feststellungsverfahren gestellt wurde. Seither warte man auf den behördlichen Bescheid.