Mehr Investitionen in die heimische Photovoltaik-Forschung und -Innovation, eine Anpassung des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) an den Bedarf zur Erreichung der Klimaneutralität sowie als Basis für den Ausbau der Stromnetze hat die österreichische Photovoltaik-Wirtschaft am Dienstag von der österreichischen Bundesregierung gefordert. Zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2040 wären mehr als 40 Terawattstunden (TWh) aus Photovoltaik (PV) notwendig, hieß es.
Die PV-Leistung am heimischen Strommix betrage knapp sieben Prozent. Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von Photovoltaic Austria, hält daher eine PV-Offensive für „unerlässlich“. Damit die PV-Leistung bis 2030 auf 13 TWh und bis 2040 mehr als 40 TWh ausgebaut werden kann, müsse das EAG „an die Realität angepasst“ werden. „Unter den jetzigen Rahmenbedingungen wird das aber nicht klappen können“, hielt Paierl fest.
Zum einen müssten Bund, Länder und Gemeinden „runter von der PV-Bremse“, zum anderen seien leistungsfähige Stromnetze unerlässlich. Anlagenbetreiber würden mit undurchsichtigen Netzregelungen, hohen Kosten und intransparenten Möglichkeiten zur Stromeinspeisung kämpfen. Hier sei es an der Zeit, Klarheit zu schaffen, betonte Paierl. „Die Bundesländer sind ebenfalls gefordert, indem sie geeignete Flächen bereitstellen und bürokratische Hürden abbauen“, so Paierl.
Förderbonus für europäische Produkte
Mit verstärkten Investitionen in Forschung und Investitionen im PV-Sektor sollen effizientere und leistungsfähigere PV-Anlagen entwickelt, neue Geschäftsmöglichkeiten geschafft und die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie gestärkt werden. Dazu wurden jährlich mindestens 30 Millionen Euro für die entsprechende Forschung gefordert. Zudem brauche es einen Vorrang europäischer PV-Produkte durch ein Best-Bieter-Prinzip bei öffentlichen Ausschreibungen und einen Förderbonus beim Verbauen europäischer PV-Produkte.
Eine Aktualisierung des Elektrizitätswirtschaftsgesetzes (ELWG) solle klare und transparente rechtliche Rahmenbedingungen für Haushalte und Unternehmen, die auf PV setzen, schaffen und die Planung, den Ausbau und die Integration von PV in das Stromnetz erleichtern, wurde festgehalten. „Das aktuelle Gesetz ist über 13 Jahre alt und damit zu einer hinderlichen Krücke im neuen Energiesystem geworden. Es muss auf komplett neue Beine gestellt werden“, forderte Paierl. Das bereits vor mehr als eineinhalb Jahren zugesichert worden.
„Der Photovoltaik-Markt in Deutschland und Österreich boomt“, betonte Florian Clement, Abteilungsleiter „Produktionstechnologie - Strukturierung und Metallisierung“ am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI. Um in diesem Sektor die Abhängigkeit von China zu verringern, die Resilienz des Energiesystems zu erhöhen und wettbewerbsfähig zu bleiben, seien sowohl politische Unterstützung als auch Investitionen in die heimische Produktion von Photovoltaik-Modulen erforderlich.
In Graz findet bis zum Mittwoch die österreichische Fachtagung für Photovoltaik und Stromspeicherung statt. Sie wird gemeinsam vom Bundesverband Photovoltaic Austria und der Technologieplattform Photovoltaik Österreich organisiert und rechnet mit rund 450 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie rund 30 Ausstellern.