Von China gehen für Unternehmen laut einer Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) derzeit die größten Risiken für ihre Produktion aus. Zwei Drittel der befragten Firmen nannten in der Erhebung das Reich der Mitte als Land, das für die Lieferketten in ihrer Branche ein Risiko berge, wie aus einer am Montag veröffentlichten EZB-Umfrage hervorgeht. Für lediglich mehr als zehn Prozent der befragten Firmen gingen solche Risiken von den USA, von Taiwan, Indien, der Türkei oder von Russland aus. Die Unternehmen haben der Umfrage zufolge vor allem ihre Abhängigkeit von Vorleistungsgütern aus China im Blick. Rund 40 Prozent bezogen laut der Erhebung unverzichtbare Vorleistungsgüter aus dem Reich der Mitte und bewerteten dies als ein erhöhtes Risiko.
Die EZB fragte Großunternehmen, mit denen sie regelmäßig in Kontakt steht, wie sich der Standort ihrer Produktion in den letzten fünf Jahren verändert hat und wie er sich voraussichtlich in den nächsten fünf Jahren entwickeln wird. Dabei wurden sie auch zu ihren Bezugsquellen befragt. Zwischen Juli und August 2023 erhielt die EZB insgesamt 65 Antworten.
Schwer ersetzbar
„Die meisten Unternehmen gaben an, dass es für sie sehr schwierig wäre, kritische Vorleistungen zu ersetzen, die aus Ländern stammen, die als ein erhöhtes Risiko gelten“, erklärte die EZB. Fast zwei Drittel teilten mit, dass es ihnen „sehr schwer“ fallen würde, solche Vorleistungsgüter zu ersetzen, sollten diese plötzlich nicht mehr zur Verfügung stehen. Fast ein Drittel äußerte die Einschätzung, dass dies für sie „schwer“ wäre. Zwei Drittel gaben an, sie bezögen solche kritischen Vorleistungen hauptsächlich direkt von einem Unternehmen in dem betreffenden Land. Etwa ein Sechstel bezog der Umfrage zufolge solche Produkte überwiegend von eigenen Fabriken in dem Land. Der Rest erhielt sie hauptsächlich über Händler.
„Die meisten Unternehmen setzten jedoch Strategien zur Verringerung ihres Engagements in dem betreffenden Land oder den betreffenden Ländern um“, erklärte die EZB. Rund 40 Prozent gaben laut Umfrage an, sie versuchten, die gleichen Vorleistungen aus anderen Ländern außerhalb der EU zu beziehen. 20 Prozent gaben an, sie verfolgten eine Strategie, solche Produkte hauptsächlich aus EU-Ländern zu beziehen. Rund 15 Prozent gaben an, anders vorzugehen. Sie erhöhten etwa ihre Lagerhaltung, weiteten ihre Bezugsquellen für solche Produkte aus, überwachten die Risiken stärker oder änderten die Bestandteile ihrer Erzeugnisse. Knapp unter 20 Prozent der Firmen entwickelten laut Umfrage bisher noch keine Strategie, aber wollten dies in Zukunft angehen.