Sich mit René Benko persönlich treffen, das gelingt selbst alten Freunden vielleicht zweimal im Jahr. Für Journalisten hat er schon seit dem spektakulären Kauf der deutschen Karstadt-Kaufhauskette 2014 keine Zeit mehr. Zu Terminen für seine einst Dutzenden Projekte, die nicht nahe einer Haupteinflugschneise mit geeigneter Landebahn für seinen Privatjet lagen, nimmt er den firmeneigenen Hubschrauber. „Sicher nicht, weil er den Kontakt mit normalen Menschen meiden will, im Gegenteil. Aber er arbeitet wie ein Tier.“ Seinen Namen will der Weggefährte, der das erzählt, nicht in der Zeitung lesen. Wie die vielen anderen auch, die den Gründer des Signa-Firmengeflechts gut kennen.
Schillernd sind die Beschreibungen des Milliardärs nicht unbedingt, es fehlen sogar die in Wien gern ausgeteilten Anpatzer. Besser könnte ein PR-Stratege Benko nicht positionieren. „Der arbeitet von morgens früh um fünf bis kurz vor Mitternacht.“ Selbst für seine Frau und vier Kinder gibt es Eintragungen im Terminkalender. 2000 Termine arbeite er im Jahr ab, gab er einmal zu Protokoll. Das war, als er vor Jahren wegen „versuchter verbotener Intervention“, sprich Korruption, vor Gericht stand. Dieser Fleck auf der Weste scheint vergessen, fiel doch das letztinstanzliche Urteil praktisch mit der vollständigen Karstadt-Übernahme zusammen. „Blitzgneißer“, „extrem kompetent“, „der hat alle wichtigen Zahlen im Detail im Kopf“, „großzügig“, „super Netzwerker“, „charismatische Frohnatur“. Zuschreibungen, die in Gesprächen fallen, wenn früher einmal von Benko die Rede war.
Aus leer stehenden Dachböden wurden Luxuswohnungen
Die Motivation hinter dem beispiellosen Aufstieg, den der Signa-Boss einst als Halbzeit seines persönlichen Matches ansah, lässt sich wahrscheinlich am simpelsten mit dem Satz „Yes, we can“ fassen. Die österreichische Formel würde wohl lauten „Geht net gibt’s net“. Den Start als Unternehmer legte Benko mit 17 hin. Zur Matura trat er wegen zu vieler Fehlstunden gar nicht erst an. Der Innsbrucker Bursche aus einfachen Verhältnissen war da mit einem befreundeten Baumeister bereits voll im Geschäft, entwickelte leer stehende Dachböden zu Luxuswohnungen.
Für den damals angeblich dauergeborgten Ferrari fand Benko – Innsbrucker Insidergeplauder zufolge – immer Financiers, die ihm dafür gerne Geld gaben. Vertrauen von Geldgebern zu gewinnen, war eine Säule der Milliardengeschäfte, bei denen ihm Dutzende Reiche zur Seite standen.
Wie alles begann ...
Kommentar
Der erste – wohl entscheidende – der auf Benko setzte, war Karl Kovarik, der mit dem Verkauf der Stroh-Tankstellen an die OMV zu einem Vermögen gekommen war. 25 Millionen Euro waren damals, im Jahr 2000, der Turbo. Als Österreichs Star-Bauindustrieller Hans Peter Haselsteiner vor einigen Jahren bei Benko eingestiegen ist, kam das einem Ritterschlag für den Immo-Shootingstar gleich. Die beiden verband vieles: Neben der elementaren Erfahrung, es symbolisch gesprochen aus eigener Kraft vom Tellerwäscher zum Milliardär gebracht zu haben, sind beide Tiroler. Sie herzten und häkelten sich nicht nur in ungewöhnlicher Freundschaft. Haselsteiner war auch einer der Hochkaräter, die wie Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer dem Signa-Chef ihr Wissen zur Verfügung stellten. „Er holt sich immer die besten Leute, die er in Österreich und Deutschland findet.“ Noch so ein Satz, der oft fiel. Nachsatz: „Natürlich ist er nicht das solitäre Wunderkind.“