Knalleffekt in der Signa Holding: René Benko steht vor dem Ausscheiden aus seinem eigenen Konzern. Wie die „Kronen Zeitung“ berichtet, übergab er am Freitag seine Signa-Stimmrechte an Sanierer Arndt Geiwitz. Nun könnte die Signa sogar zerschlagen werden.

Laut Hans Peter Haselsteiner habe Benko seiner „Entmachtung“ zugestimmt. Der Tiroler Investor steht damit vor dem Rückzug als Beiratsvorsitzender der Signa-Holding. An seine Stelle soll der deutsche Sanierungsexperte Arndt Geiwitz als Generalbevollmächtigter treten, sagte der Signa-Gesellschafter Haselsteiner am Freitag gegenüber dem „Ö1-Mittagsjournal“. „Die Gesellschafter haben diesen Schritt zustimmend und auch positiv zur Kenntnis genommen.“ Die Signa war für eine Stellungnahme auf APA-Anfrage kurzfristig nicht erreichbar.

Der Strabag-Gründer äußerte sich auf Anfrage zur Causa: „Ein zweites Kika/Leiner soll verhindert werden.“ So laute der Wunsch der Investoren, was den Führungswechsel begründet. Laut Firmenbuch hält die Haselsteiner-Privatstiftung 15 Prozent der Signa-Holding. Gegenüber dem Standard sagte Haselsteiner, dass Benko „dem Wunsch zugestimmt, aber auch seine eigenen Vorstellungen deponiert“ habe. Insbesondere sei es darum gegangen, „dass die Gesellschafter bei der Sanierung nach besten Möglichkeiten mitwirken, unter anderem auch in finanzieller Hinsicht“. Da die Strukturen der Signa komplex und die Interessenslage der Gesellschafter nicht einheitlich sei, „können diese Voraussetzungen erst in einigen Tagen geschaffen werden“, so Haselsteiner.

Druck wurde wohl zu groß

Zuvor gab es von den wichtigsten Gesellschaftern einen Brandbrief an den Milliardär, in dem gefordert wurde, dass er die Führung der Immobiliengruppe abgibt. Übernehmen soll Sanierungsexperte Arndt Geiwitz, und zwar als Generalbevollmächtigter. Unterzeichner des Schreibens sind, so „Handelsblatt“ und „Spiegel“, neben Haselsteiner auch Fressnapf-Gründer Torsten Toeller, Lindt-&-Sprüngli-Verwaltungsratspräsident Ernst Tanner, Kaffeeunternehmer Arthur Eugster und die Unternehmerin Julia Dora Koranyi-Arduini.

Benkos Reaktion

Die Aufforderung, seine Stimmrechte treuhändisch zu übertragen, habe Benko, so Haselsteiner, einmal grundsätzlich positiv beantwortet. Seinerseits wolle Benko nun wissen, „ob die Gesellschafter mit einer solchen weitgehenden Lösung auch bereit wären, einen Beitrag zur Sanierung der Gruppe zu leisten“, fügte Haselsteiner hinzu. Der Tiroler Investor sei zwar grundsätzlich auf Kurs und die Forderungen der Gesellschafter eingegangen, „aber noch nicht zur Gänze“. Die Gespräche würden noch laufen, zu einer Lösung könnte es laut Haselsteiner noch über das kommende Wochenende kommen.

1,3 Mrd. Euro Schulden noch heuer zu bedienen

Laut der ARD-Sendung „Wirtschaft vor acht“ belaufen sich die kurzfristigen Schulden der Signa auf 2 Mrd. Euro. 1,3 Mrd. Euro davon seien noch heuer zu bedienen, hieß es unter Berufung auf verschiedene Medienberichte. In der ZiB 1 von ORF zog der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Gerrit Heinemann einen drastischen Vergleich der Signa mit einem Kartenhaus: „Wenn so ein Gebäude davon abhängt, dass die Zinsen niedrig bleiben, und die Zinsen und auch die Baukosten explodieren, dann kippt das Ganze. Und jetzt sehen die Gesellschafter offensichtlich ihre Pfründe schwinden und versuchen, noch das Letzte zu retten. Aber ich glaube, das wird vergeblich sein.“ 

Benko hat auf dem Papier keine operative Funktion, hält allerdings über Stiftungen direkt und indirekt Anteile an der Gruppe. Die Beteiligungsstrukturen sind komplex und es existiert kein Konzernabschluss für die Firmengruppe. Laut Firmenbuch hält die Haselsteiner Familien-Privatstiftung 15 Prozent der Holding-Anteile, Fressnapf Luxembourg rund 4,5 Prozent sowie der Schweizer Manager Ernst Tanner rund drei Prozent – sie alle sprachen sich in dem Brief für einen Rückzug Benkos aus.

Alfred Gusenbauer, der auch Aufsichtsratschef der Signa Prime Selection und der Signa Development Selection ist, war heute auf telefonische APA-Anfrage nicht erreichbar. Gegenüber der „Presse“ (online) hielt er zu den Vorgängen rund um Benko und Geiwitz fest: „Die Kommunikation wird von den Gesellschaftern und den Geschäftsführern geführt. Sobald mir etwas vorgelegt wird, was beschlussreif ist, werde ich das in den Gremien, in denen ich bin, bewerten.“