Vor dem Start der vierten Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag der Metalltechnischen Industrie betonten die Gewerkschaften PRO-GE und GPA ihre Kampfbereitschaft. Sollte es zu keiner Einigung kommen, werde es bereits ab Montag, 6. November, zu ersten Warnstreiks kommen, ließ die Arbeitnehmerseite am Allerheiligentag wissen. Der ÖGB habe die Streikfreigabe erteilt. Davor hatte man in einer „Rekordzahl“ von 466 Betriebsversammlungen rund 75.000 Beschäftigte informiert.

Die Positionen lagen weit auseinander, als es ab 11 Uhr zur Sache ging. Acht Stunden dauerten die Gespräche, immerhin länger als geplant. Kurz sah es nach einem Verhandlungsmarathon aus, der Abbruch erfolgte aber kurz vor 19 Uhr. Wie angekündigt, so hieß es gleich danach aus Gewerkschaftskreisen, werde man von Montag bis Mittwoch stundenweise Warnstreiks abhalten.

Scharfe Kritik setzt es dafür vom Fachverband der Metalltechnischen Industrie. Die Gewerkschaften hätten einen Abschluss in der Nacht verhindert, hieß es. Chefverhandler Christian Knill: „Wir waren heute abschlussbereit. Die Gewerkschaften sind offenbar nur an einer Eskalation interessiert und agieren politisch.“ Die Warnstreiks seien verantwortungslos, „denn die Rezession kann man nicht wegstreiken.“ Die Arbeitgeber waren mit einem neuen Angebot gestartet. Es gliederte sich in zwei Varianten.

Das neue Angebot

Variante eins sieht einen Zweijahresabschluss mit einer zehnprozentigen Lohnerhöhung vor, dazu käme eine auf zwei Jahre aufgeteilte Einmalzahlung von 1500 Euro. Variante zwei führe zu einer durchschnittlichen Erhöhung von Löhnen und Gehältern von 8,42 Prozent. Diese bestehe aus einer Erhöhung der Entgelte um 2,5 Prozent, zuzüglich zu einem monatlichen Fixbetrag von 100 Euro. Dazu käme noch die steuerfreie Einmalzahlung von 1050 Euro.

„Die Gewerkschaften haben unser Angebot abgelehnt und beharren auf ihrer Forderung“, berichtete Knill. Das sei unverständlich und destruktiv. Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA) nannten das Angebot der Industrie hingegen neuerlich „schwach“, das Vorgehen der Arbeitgeber „respektlos und völlig unangemessen“. Die zweijährige Angebotsvariante komme schon gar nicht infrage. „Wir verhandeln aufgrund gesicherter Wirtschaftsdaten der Vergangenheit, nicht mit der Glaskugel.“ Die Forderung nach einer Lohnerhöhung um 11,6 Prozent bleibe aufrecht, betont die Gewerkschaft. Mit den Warnstreiks am Montag, Dienstag und Mittwoch wolle man dem Nachdruck verleihen. Welche Betriebe bestreikt werden, dürfte im Laufe des heutigen Tages bekannt werden.

Am 9. November ist die fünfte Runde

Der nächste Verhandlungstermin ist der 9. November, zeitgleich mit dem Handel. Knill, Obmann des Fachverbandes und steirischer Industrieller, meinte nach den abgebrochenen Gesprächen, dass es unter seinen Kollegen Übereinstimmung gebe, dass nicht weiter nachgegeben werden solle. Vor einem Streik fürchte man sich nicht. Von der rollierenden Inflation als Basis für die KV-Gespräche müsse man sich verabschieden. Der wirtschaftliche Schaden durch Warnstreiks lasse sich noch nicht beziffern.