Die Preisdifferenzen der verschiedenen Stromanbieter Österreichs lassen sich vor allem durch verschiedene Beschaffungsstrategien erklären. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die von Oesterreichs Energie, der Interessenvertretung der österreichischen E-Wirtschaft, in Auftrag gegeben wurde. Das Ergebnis präsentierten Studienautor Florian Haslauer sowie Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, am Dienstag bei einem Pressegespräch.
Entscheidend sei, wie viel Strom die einzelnen Lieferanten im Voraus beschaffen und so nicht an die aktuellen Marktpreise gebunden sind, meint Haslauer. Jene Stromanbieter, die eine langfristige Beschaffungsstrategie verfolgen, würden die Großhandelspreise erst verzögert an die Endkunden übergeben. Dies betreffe sowohl Preisanstiege als auch Preissenkungen, so Haslauer. Hingegen würden Kunden von Stromanbietern mit kurzfristiger Beschaffungsstrategie die Preisänderungen früher spüren.
Ein weiterer Grund für die hohen Preise während der Energiekrise sei das Verschwinden von Billigangeboten von alternativen Anbietern gewesen, deren Geschäftsmodell vor allem in stabilen Zeiten funktioniere, so Haslauer.
Neukunden bezahlten mehr
Im Jahr 2022 habe es rund 115.000 Versorgerwechsel bei Haushaltskunden gegeben, viele davon laut der Studie unfreiwillig. Insbesondere jene Neukunden hätten im selben Jahr weitaus mehr für Strom bezahlt als Bestandskunden, da für sie kurzfristiger beschafft werden müsse und dadurch Neukundenpreise stärker von aktuellen Marktentwicklungen abhängig seien. Mit dem Wegfall der alternativen Anbieter begründet die Interessenvertretung auch ihr Argument, dass der Wettbewerb in der Krise funktioniert habe, da die verschiedenen Geschäftsmodelle für das Ausscheiden verantwortlich gewesen seien. Die E-Control kritisierte kürzlich, dass der Wettbewerb nicht funktioniert habe.
Zusätzlich seien die Preissteigerungen in den Jahren 2021 und 2022 durch Ausfälle von Kernkraftwerken, insbesondere in Frankreich, geringe Stromproduktion durch Wasserkraft aufgrund trockener Sommer und hohe Brennstoffkosten bedingt gewesen. Zwar sind die Großhandelspreise an den europäischen Märkten seit dem Höhepunkt im Sommer 2022 wieder gesunken, liegen jedoch immer noch deutlich über dem Vorkrisenniveau. Aktuell sind sie laut Haslauer mehr als doppelt so hoch wie vor Beginn der Preisanstiege Ende 2020. Er prognostiziert: „Wir werden nicht mehr auf diese Preise zurückkommen.“