Der Immobilienkonzern Signa des Tiroler Investors René Benko hat nach den Turbulenzen rund um die Kaufhauskette Galeria Kaufhof im wahrsten Sinne des Wortes eine weitere Baustelle: Der Hochbau des Hamburger Prestigeobjektes Elbtower stockt, die Baufirma Lupp habe die Arbeiten eingestellt, berichteten das „Hamburger Abendblatt“ und „Bild“ am Freitag. Der Bauherr Signa Prime Selection habe nicht rechtzeitig gezahlt, so die Tageszeitungen.
100 von 245 Meter
Der Elbtower soll 245 Meter hoch werden, der Rohbau ist derzeit rund 100 Meter hoch. Der Geschäftsführer der Rohbaufirma, Matthias Kaufmann, beschwichtigte jedoch gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“: „Wir gehen nach heutigem Stand davon aus, dass die Wiederaufnahme der Baustellentätigkeit zeitnah erfolgen kann.“ Man führe sowohl mit Signa als auch mit Commerz Real, einer Tochter der Commerzbank, Gespräche. Die laufenden Baukosten sollen 25 Millionen Euro im Monat betragen, die Gesamtkosten werden mit einer Milliarde Euro beziffert.
Verträge unter Scholz geschlossen
Die Verträge mit der Elbtower-Gesellschaft wurden von der städtischen Hafencity-Gesellschaft unter dem aktuellen deutschen Kanzler Olaf Scholz als Hamburger Bürgermeister ausgehandelt.
Aktuell verkauft Signa weiters das Hamburger Flüggerhaus am Rödingsmarkt und stoppt den Bau der Gänsemarkt-Passage in der Hansestadt. Hier sollen fehlende Büromieter der Grund für die Unterbrechung der Bautätigkeit sein. Signa gab auf APA-Anfrage zum Elbtower-Projekt vorerst keine Stellungnahme ab.
Dachgleiche bei Luxus-Kaufhaus in Wien
In Österreich dürfte es etwas besser laufen: So entsteht auf der Wiener Einkaufsmeile Mariahilfer Straße das nach der österreichischen Hollywood-Schauspielerin Hedy Lamarr benannte Luxuskaufhaus Lamarr. Das Gebäude umfasst nach der für September 2024 geplanten Fertigstellung ein Kaufhaus mit 20.000 Quadratmeter Verkaufsfläche und ein Lifestyle-Hotel, so die Planung der Signa-Gruppe.
Im Juni konnte bei dem Gebäude bereits Dachgleiche gefeiert werden. „Jene Baumeister-Arbeiten, für die die HABAU Group von der Signa Holding beauftragt wurde, sind bereits zu 99 Prozent erfolgreich und zeitgerecht abgeschlossen“, teilte Hubert Wetschnig, CEO der HABAU Group der APA schriftlich mit. „Wir sind im besten Einvernehmen mit dem Auftraggeber und haben keinerlei Kenntnis von irgendwelchen Verzögerungen der Baustelle des Hedy Lamarr Kaufhauses“, so Wetschnig weiter.
Signa trifft Abschwung hart
Der Abschwung am Immobilienmarkt trifft die Signa Holding rund um Benko hart. Der Verlust der Holding im Vorjahr belief sich auf rund 505 Millionen Euro, berichtet das Nachrichtenmagazin „News“ in seiner aktuellen Ausgabe unter Verweis auf den noch nicht veröffentlichten Jahresabschluss 2022. Im Firmenbuch offengelegt wurde – via Protokoll zur Hauptversammlung vom 13. Juli 2023 – mittlerweile auch der Jahresabschluss der Signa Prime Selection AG für das Jahr 2022.
Das Unternehmen verbuchte wegen hoher Abwertungen auf das Immobiliengeschäft einen Nettoverlust von gut einer Milliarde Euro nach einem Plus von 732 Millionen im Jahr 2021. Der deutsche Sanierungsexperte Arndt Geiwitz berät seit Kurzem die Signa Holding. Geiwitz habe vor wenigen Tagen einen entsprechenden Auftrag erhalten, teilte kürzlich ein Sprecher mit.
Signa Sports United insolvent
Indes wurde Freitag bekannt, dass Benkos Signa Sports United offiziell einen Insolvenzantrag gestellt hat – beim Amtsgericht Bielefeld. Signa Sports United (SSU) hatte den Insolvenzantrag bereits vor einer Woche avisiert. Zu SSU gehören zahlreiche Online-Händler, darunter Tennis-Point, WiggleCRC, Fahrrad.de und Bikester. Das Unternehmen ist als Aktiengesellschaft in den Niederlanden eingetragen, hat jedoch seinen Hauptsitz in Berlin und notierte an der New Yorker Börse. Seit der Börsennotiz 2021 hat die Aktie rund 99 Prozent des Wertes verloren, die Bewertung schrumpfte von 3,2 Mrd. Dollar auf heute 11 Mio. Dollar. Die von Benko kontrollierte Signa Holding hatte vergangene Woche die Reißleine beim Online-Sportartikelhändler gezogen. Die Holding zog die Zusage für eine Eigenkapitalspritze über 150 Mio. Euro zurück.
Berger steigt bei Signa Prime aus
Außerdem wurde bekannt, dass sich Unternehmensberater Roland Berger von seinem Anteil an der Signa Prime Benkos trennen will. „Ich habe meine Verkaufsoption ausgeübt“, sagte Berger dem deutschen „Handelsblatt“. Er sei bereits mit der Signa Prime in Kontakt getreten, um das Datum des Ausstiegs zu fixieren. Berger hält 1,64 Prozent an der Immobilienfirma. Die Signa Prime war für eine Stellungnahme vorerst nicht erreichbar.
Als Grund für seinen Rückzug führte Berger seine Unzufriedenheit darüber an, wie Benko über das Unternehmen informiert habe. Seinen Anteil am Immobilienentwickler Signa Development wolle er allerdings behalten. Über den bevorstehenden Verkauf von Bergers Anteilen an der Signa Prime hatte zuvor schon die „Wirtschaftswoche“ berichtet.