Der Vorstandsvorsitzende der Salinen AG Peter Untersperger kritisiert die Auflagen für die Betriebe, was eine Herausforderung für ihre Zukunft darstelle: „Wir regulieren uns zu Tode.“ Für die aktuellen Lohnforderungen der Gewerkschafter hat er mit einem „Aber“ Verständnis. Sein Unternehmen hat mit der Rückkehr in die Gewinnzone ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2022/2023 hinter sich, schilderte er in einem Gespräch mit der APA.

Untersperger sieht ein „Regulierungsmonster“ umgehen und nannte als Beispiel: Wenn künftig kein EU-Betrieb ohne Daten zu seinen Standards betreffend nachhaltiges Wirtschaften in Corporate Social Responsibility (CSR) oder Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) auskommen dürfe, werde das riesige Ressourcen, Zeit und Geld benötigen. „Wir könnten jetzt schon ein Beraterbüro eröffnen“, sagte er. Die erforderlichen öffentlich einsehbaren Berichte seien obendrein besonders für die außereuropäische Konkurrenz ein „offenes Buch“.

Vorstandsvorsitzender der Salinen AG: Peter Untersperger | Vorstandsvorsitzender der Salinen AG: Peter Untersperger
Vorstandsvorsitzender der Salinen AG: Peter Untersperger
| Vorstandsvorsitzender der Salinen AG: Peter Untersperger © Salinen AG

„Heißer Herbst, kalter Winter, nasses Frühjahr“

Demgegenüber stünden nach unten korrigierte Prognosen von WIFO und IHS, die diese geradezu „fahrlässig“ erstellt hätten, gab er zu bedenken. Die Industrie werde aus seiner Sicht in ein „tiefes Minus“ geraten, das weit in die zweite Jahreshälfte 2024 hineingehen werde: „Uns erwartet ein heißer Herbst, ein kalter Winter und ein nasses Frühjahr – im übertragenen Sinn.“ Die Rezession sei selbst verschuldet: Nationalbank und die EZB würden nur „Phrasen und Schmonzes“ von sich geben, wüssten nicht, was sie tun sollten. Auch in der Regierung hätten einige Grüne nicht begriffen, wie ernst die Lage sei. Die angekündigten Verordnungen für den Umstieg von Gas auf Öl auch für die nicht so großen Betriebe seien nicht auf den Weg gekommen. Auch die Inflation werde nicht wieder zu 2 Prozent zurückkehren. Seine Vorschläge: Die „würgenden“ Zinserhöhungen sollten wieder zurückgefahren werden. Die Steuern auf Benzin, Strom, und Gas sollten verringert werden. Es sollte zumindest vorübergehend wieder die schon in der Pandemie bewährten Investitionsprämien geben, weiters Steuer- und Gebührensenkungen auch bei den Lohnnebenkosten. Obendrein tritt er für die Erhöhung des Pensionsalters und Anreize für längeres Arbeiten ein. Das würde durch den belebenden Effekt zuletzt wieder mehr Geld in den Staatshaushalt bringen.

Angesichts der hohen Inflation „darf man sich über die Lohnforderungen der Gewerkschaften nicht wundern“, zeigt Untersperger Verständnis – „auch wenn 11 Prozent ein bisserl übertrieben sind“. Mit einem Plus von 2,5 bis 3 Prozent werde kein Arbeitnehmer, der Familie hat aber nicht mehrere Tausend Euro verdient, durchkommen. In Deutschland gebe es mit insgesamt 8 Prozent für 2 Jahre eine „vernünftige Vereinbarung“. Der Bergbau orientiere sich an den Lohnverhandlungen der Metaller. „Wir haben auch Betriebsversammlungen.“

Plus von 14,9 Millionen Euro: „Ein sehr gutes Ergebnis“

Die Salinen Austria AG schloss das per 30. Juni beendete Wirtschaftsjahr 2022/2023 mit plus 14,9 Millionen Euro ab. „Ein sehr gutes Ergebnis, vor allem nach einem Minus von 3,5 Millionen Euro im Vorjahr“, freute sich der Vorstandsvorsitzende. Der Umsatz des Salinenkonzerns, der die Bereiche Salz, Tourismus und Immobilien umfasst, lag bei 209 Mio. Euro nach zuvor rund 170 Mio. Euro. Der Tourismus in den Salzwelten blieb heuer mit weniger als 600.000 Besuchern deutlich unter den 650.000 vor der Pandemie. „Uns fehlen die Chinesen“, aber für 2024 sei man zuversichtlich. Das Immobiliengeschäft sei klein, aber stabil. 180 Mio. Euro des Umsatzes wurden mit dem Salzgeschäft der Salinen Austria AG erzielt.

Im Wirtschaftsjahr 2022 kämpfte der einzige Salzhersteller Österreichs mit hohen Energie- und Rohstoffpreisen, die nur zum Teil mit einer eingeschränkten Produktion abgefedert werden konnten. Die Drosselung der Salzherstellung auf 70 Prozent schützte das Unternehmen zwar vor noch größeren Verlusten, wirkte sich aber negativ aufs Ergebnis aus. Dem entgegen half ein starker Fokus auf ertragreichere Salzspezialitäten wie Salztabletten, Pharmasalz, aber auch Kaliumsulfat für Dünger entgegen. Dazu kamen Auswirkungen von umfassenden Einsparungen in allen Bereichen, notwendige Preisanpassungen, die am Markt durchgesetzt werden konnten, und die teilweise Absicherung der Energiekosten. Zusätzliches Personal unter anderem in den Salzwelten, im Labor und im Service ließ die Mitarbeiterzahl von früher knapp 500 auf nunmehr 575 steigen.

„Der Klimawandel betrifft uns massiv“

Seit September 2022 fährt die Salinen Austria AG wieder unter Volllast. Von den 1,2 Millionen Tonnen Salz, die jährlich produziert werden, geht mehr als die Hälfte in den Export. Eine seit sechs Monaten anhaltende Marktdynamik und zuletzt schon wieder massiv steigende Energiepreise bereiten Sorgen. Mit Spannung schaut das Unternehmen betreffend den Streusalzverkauf auf den bevorstehenden Winter: „Der Klimawandel betrifft uns massiv“, machte Untersperger aufmerksam. Die vergangenen zwei bis drei Saisonen seien schwierig gewesen. Nicht viel Schnee, sondern kalte Nässe wären für den Absatz die besten Bedingungen. Dann könnte dieser innerhalb von wenigen Tagen von 50 auf 150 Silowagen steigen. „Ein Geschäft mit Lagerrisiko, Wetterrisiko und Pönalerisiko“, fasste er zusammen.

Die geplanten Investitionsprogramme – zuletzt eine neue Trocknungsanlage um 30 Mio. Euro und eine neue Verpackungslinie – gehen weiter. Im laufenden Geschäftsjahr werden dafür 40 Mio. Euro ausgegeben. Auch bei den im Jahr 2021 eingegangenen 50-Prozent-Beteiligungen in der Türkei soll investiert werden. „Das Wirtschaften dort ist nicht einfach, aber es läuft gut“, berichtete der Salinen-Vorstandsvorsitzende. Die Leute seien fleißig, der Markt mit 4 Mio. Tonnen pro Jahr interessant.