Im kalendarischen Nahbereich des Weltspartags am 31. Oktober haben auch Spar- und Anlagestudien traditionell Hochsaison. Die Steiermärkische Sparkasse lässt bereits seit vielen Jahren vom Imas-Institut erheben, wie es um das Geldanlageverhalten der Steirerinnen und Steirer bestellt ist. Der Mix aus hohen Inflationsraten und damit gestiegenen Lebenshaltungskosten, geopolitischen Unsicherheiten, flauem Wirtschaftswachstum und gestiegenen Zinsen bildete dafür heuer einen besonders spannenden Nährboden.
Eine zentrale Aussage, wie Vorstandschef Gerhard Fabisch betont: „77 Prozent der Steirerinnen und Steirer geben an, dass Sparen für sie sehr bzw. ziemlich wichtig ist.“ Damit liege man in etwa im Schnitt der letzten fünf Jahre. „Es zeigt sich, dass das Thema der finanziellen Vorsorge gerade in unsicheren Zeiten eine entsprechende Bedeutung hat.“
Sparquote auf 6,4 Prozent gesunken
Was aber auch deutlich wird – und hier spielt die Teuerung eine zentrale Rolle: Die Zufriedenheit mit dem monatlichen Sparbetrag hat zuletzt abgenommen. So sind heuer nur noch 41 Prozent zufrieden mit der Höhe, im Vorjahr waren es noch sechs von zehn. Die Steirerinnen und Steirer würden gerne mehr Geld zur Seite legen – Fabisch spricht vor dem Hintergrund einer durchschnittlichen Sparsumme von 292 Euro pro Monat dennoch von einer „beachtlichen Sparleistung, auch wenn sie leicht rückläufig ist“. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag der Durchschnitt noch bei 302 Euro.
Blickt man indes intensiver in den Rückspiegel, relativiert sich der Rückgang aber: So lag der durchschnittliche steirische Sparbetrag vor zehn Jahren noch bei 153 Euro pro Monat.
Auch die Sparquote, also wie viel Geld des verfügbaren Einkommens angelegt wird, ist zuletzt auf 6,4 Prozent gesunken. Damit ist man von den Rekordwerten der Pandemie, als sie sich in Richtung 15 Prozent hochgeschraubt hat, weit entfernt. Damals waren freilich auch die Konsummöglichkeiten stark eingeschränkt. Im internationalen Vergleich seien auch 6,4 Prozent ein hoher Wert – ob der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sei hier in nächster Zeit zwar wieder mit einem Anstieg, aber nicht mit großen Sprüngen zu rechnen.
Zinsgipfel erreicht?
Die gab’s zuletzt aber bei der Europäischen Zentralbank und ihren Leitzinsen – zehn Zinserhöhungen in Folge auf mittlerweile 4,5 Prozent seit Sommer 2022 stehen zu Buche. Für die EZB-Zinssitzung am Donnerstag rechnet Fabisch mit einer Zinspause, der Zinsgipfel dürfte nun erreicht sein, so seine Einschätzung. Es sei aber nicht zu erwarten, dass die Zinsen 2024 wieder sinken. Das führte auch zu einem Comeback der Sparzinsen, die bei variabler Veranlagung jeweils automatisch dem Drei-Monats-Euribor angepasst werden, je nach Startzinssatz liege man hier mittlerweile bei 2,5 bis vier Prozent Verzinsung.
Bei den beliebtesten Spar-, Anlage- und Investitionsformen rangieren Sparbuch, Sparkarte und Sparkonto mit 74 Prozent an der Spitze, gefolgt vom Bausparen (49 Prozent), das aus Sicht von Fabisch ein Comeback feiere. Auf Platz drei liegt das „Sparen am Girokonto“ – das nehme aber ab, „da wird von Kundinnen und Kunden jetzt massiv umgeschichtet“. In der Nullzinszeit sei es fast egal gewesen, wo das Geld liegt – „das hat sich jetzt geändert, ein Girokonto ist ein Zahlungsverkehrsprodukt und kein Anlageprodukt“, so Fabisch. Allein seit Jahresbeginn haben Kundinnen und Kunden der Steiermärkischen Sparkasse eine Milliarde Euro von Giro- auf Sparkonten transferiert. Dennoch liegen bei Privatkunden nach wie vor gut drei Milliarden Euro auf Girokonten – „das ist ein hoher Betrag, der aber weiter deutlich umgeschichtet werden wird“, so Fabisch. Ein „Revival“ erleben laut Umfrage auch Lebensversicherungen, da sie sowohl als Familienabsicherung als auch Altersvorsorge eine Rolle spielen. Es werde immer wieder unterschätzt, welche Beträge bei langen Laufzeiten durch Veranlagungen zusammenkommen können, auch darauf wolle man am Weltspartag hinweisen. Immerhin 28 Prozent führen auch Wertpapiere als häufig genutzte Geldanlageform an. Rund um Immobilieninvestments, sagt Fabisch unterdessen, „ist der Boom vorbei“. Die Frage Grundbuch oder Sparbuch schlage nun eindeutig zu Letzterem aus.