Tatsächlich gibt es noch hier und da öffentliche Telefonzellen, auch wenn sie im Handyzeitalter praktisch aus dem Bewusstsein verschwunden sind. Künftig werden die Plätze wohl wieder mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Allerdings nicht, weil dort noch ein „Münzfernsprecher“ verfügbar wäre. Die Post wird künftig eigens entwickelte Mini-Paketstationen an der Stelle ehemaliger Telefonhäuschen errichten. Auf zwei Quadratmetern Fläche wird dann ein kleiner grau-gelber „Turm“ stehen, in dem laut Post-Chef Georg Pölzl 20 Paketfächer untergebracht sind.

„Wir bauen die Selbstbedienung sehr stark aus“, so Pölzl im Klub der Wirtschaftspublizisten. „Das ist eine willkommene Verdichtung unseres Netzes.“ Dieses Netz ist mit insgesamt 1709 Poststellen – davon sind 1300 Postpartner – noch relativ dicht. Aber der Strukturwandel im Handel geht auch an vielen Postpartnern nicht vorbei, zudem hat die an der Börse notierte teilstaatliche Post den Plan, zumindest in Ballungsräumen alle 700 Meter „in Schlapfen-Entfernung“ (Pölzl) eine Anlaufstelle für Paketabholung und Aufgabe zu haben. Übernommen hat die Post das Nutzungsrecht von der Telekom. Aktuell verfügt die Post bereits über rund 500 Abholstationen und etwa genauso viele Versandboxen. Die Miniboxen sind vornehmlich für die Abholung gedacht. Photovoltaikmodule und eine Batterie sollen die sparsame Elektronik mit Strom versorgen. In Guntramsdorf in Niederösterreich wird gerade die erste Box getestet. Als erste Großstadt bekommt Linz die Boxen.

„Die Konjunktur macht uns auf Sicht schon Sorgen“

Es ist längst das Paketgeschäft, das die Post am meisten umtreibt. Wichtigstes Ziel ist dabei, die Marktanteile gegen den Handelsriesen Amazon zu verteidigen, der zumindest in Ballungsräumen auf eigene Logistikzentren setzt. Pölzl zufolge stellt Amazon 15 Prozent seiner Pakete selbst zu.

Prototyp der neuen Mini-Paketboxen

Die neuesten Trends im E-Commerce ortet Pölzl bei gebrauchten und runderneuerten Waren, vor allem Elektronik und Handys. Der Post-Chef nennt die Namen nicht, aber tatsächlich verzeichnen Plattformen wie Refurbed derzeit starken Zulauf. „Außerdem werden extrem preisaggressive Marktplätze stark genutzt“, sagt Pölzl. Dort sind es Billiganbieter aus China, die etwa Low-Budget-Mode verkaufen. In der Türkei, wo die Post mit der Tochter Arras trotz Hyperinflation wächst und sehr gut verdient, seien diese Anbieter besonders beliebt.

„Die Konjunktur macht uns auf Sicht schon Sorgen“, erklärt der Langzeit-Postchef, der 2024 mit 67 gehen will. Die Umsätze mit Haushaltsprospekten – die Post nennt sie Werbepost – seien im Vorjahresvergleich um rund zehn Prozent eingeknickt. Pölzl: „Die Pleite von Kika-Leiner hat uns direkt betroffen. Damit ist uns ein großer Werbekunde abhandengekommen.“

„Operativ sind wir gut unterwegs“

Bei der bank99 steht die Post als Haupteigentümer allerdings selbst auf der Werbebremse. Die Zusammenführung der IT-Systeme der ehemaligen Bawag-Tochter und der zugekauften ING-Diba-Privatkundensparte ist noch nicht zur Gänze vollzogen, was Pölzl zufolge heuer und 2024 zu Mehrkosten führen werde. Damit steckt die bank99 weiter in den roten Zahlen. Pölzl betont: „Operativ sind wir gut unterwegs Richtung Break-even.“ Die Post hatte sich aufgrund des Bawag-Rückzugs nicht ganz freiwillig auf das Bankterrain begeben. Die bank99 startete im Frühjahr 2020 unter Beteiligung der Grazer Wechselseitige. Ein Jahr später kamen mehr als 100.000 Privatkunden von der ING-Diba dazu. Die ING zog sich aus Österreich zurück.