Der Börsenwert von Signa Sports United (SSU) ist seit dem Börsengang Ende 2021 von 3,2 Milliarden Dollar (3 Milliarden Euro) auf aktuell 6 Millionen Dollar abgestürzt. Anfang Oktober kündigte der kriselnde Online-Sportartikelhändler den Rückzug von der New Yorker Börse an. Zu Wochenbeginn zog die Signa Holding des Tiroler Investors René Benko überraschend ihre Finanzierungszusage in Höhe von 150 Millionen Euro für Signa Sports United zurück. Nun werden Anlegerschützer aktiv.

Zu SSU gehören unter anderem die Händler Tennis-Point, WiggleCRC, Fahrrad.de, Bikester, und Campz und Outfitter. Mit 80 Online-Shops erzielte man im Jahr 2022 einen Umsatz von über 1 Milliarden Euro. Die Kündigung des „Equity Commitment Letter“ durch die Signa Holding sei „ungerechtfertigt“, kritisierte der Online-Händler in einer Aussendung am Montag. Man habe sich auf die „verbindliche und bedingungslose Natur“ der Finanzierungszusage verlassen, „um weiterhin Mittel zur Erfüllung seiner kurzfristigen Verpflichtungen und für die Bewertung der Unternehmensfortführung des Unternehmens und seiner Tochtergesellschaften zu erhalten“. Signa Sports United will nun „rechtliche Schritte“ gegen die Signa Holding einleiten. Die Signa Holding reagierte auf eine schriftliche APA-Anfrage vorerst nicht.

Halbjahresverlust von 180,5 Millionen Euro

Der Sportartikelhändler hatte Ende Juni einen Halbjahresverlust von 180,5 Millionen Euro vermeldet. Das Unternehmen leide unter dem Überangebot am Markt und den hohen Lagerbeständen, die auf die Preise drückten, hieß es im Halbjahresbericht zur Begründung. Im Gesamtjahr 2022 belief sich der Verlust auf 565,7 Millionen Euro, davon mussten 244 Millionen Euro beim britischen Fahrrad- und Sportartikelhändler Wiggle abgeschrieben werden. Um die finanziell angespannte Lage abzufedern, benötigt der Online-Sportartikelhändler frisches Kapital. Mit dem Anfang Oktober angekündigten Börsenrückzug für Ende Oktober gab Signa Sports ebenfalls bekannt, die strategische Neuausrichtung und das Restrukturierungsprogramm beschleunigen zu wollen.

Signa Sports United NV ist als Aktiengesellschaft in den Niederlanden eingetragen, hat aber dort keine physische Niederlassung. Der Firmensitz befindet sich in Berlin. Der Aktienkurs von Signa Sports ist seit dem Börsengang an der New Yorker Börse von 8 Dollar auf zuletzt 0,018 Dollar eingebrochen. Die Vorgänge rund um den Sporthändler rufen nun auch Anlegerschützer auf den Plan. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) bittet Signa Sports-Kleinaktionäre, sich zu melden. „Unsere niederländischen Kollegen haben den Case im Visier“, schrieb DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler am Dienstag auf der Plattform X (vormals Twitter).

Wer welche Anteile hält

Die Signa International Sports Holding (SISH) hielt zuletzt 48 Prozent an der börsennotierten Signa Sports United, sechs Prozent liegen beim britischen Finanzinvestor Bridgepoint, dem ehemaligen Wiggle-Eigentümer. Über jeweils 1,2 Prozent verfügen die japanische SoftBank Capital Partners, die britische MIC Capital Management und der saudi-arabische Public Investment Fund. Der Rest der SSU-Aktien befindet sich im Streubesitz.

Eigentümer des Signa-Sports-Hauptaktionärs SISH ist Signa Retail, an der die Signa Retail Beteiligung GmbH laut „WirtschaftsCompass“ (Firmenbuch) 92,2 Prozent hält. Auf Signa Holding GmbH entfallen 3,2 Prozent der Anteile, auf die SiRe Beteiligung GmbH 2,7 Prozent und auf den deutschen Unternehmensberater Roland Berger (2 Prozent). Die Signa Retail Beteiligung GmbH steht laut „WirtschaftsCompass“ direkt oder indirekt im Eigentum der Familie Benko Privatstiftung.