Vor elf Jahren zeichneten Sie die Verwundungen der Kärntner Seele im Buch "Kärnten liegt am Meer" nach. Sind die Wunden mittlerweile geheilt?
WILFRIED GRAF: Es hat sich entkrampft, mit der "Friedensregion Alpen-Adria" gibt es eine Perspektive. Es gibt derzeit keinen Missbrauch von Ressentiments durch Ideologie und Politik, auf den sich vor allem Jörg Haider verstand. Bundespräsident Van der Bellen hat sich im Namen Österreichs bei der slowenischen Volksgruppe entschuldigt. Ich glaube aber nicht an einen linearen Fortschritt in Richtung Einheit und Geschwisterlichkeit. Es kann jederzeit einen Rückfall geben. Die Decke der Zivilisation ist sehr dünn, zumal in Zeiten großer Krisen.