Da stand er auf einem Strand nahe der Stadt Denmark, sehr aus dem Zusammenhang gerissen sozusagen (Bild): Der „Gus“ getaufte Kaiserpinguin war zuvor unglaubliche 3400 Kilometer von seinem angestammten antarktischen Lebensraum bis in den Südwesten Australiens geschwommen: als Erster seiner Art, der auf diese Art in „Down Under“ vorbeischaute, so die Behörden.
Mager, aber guter Dinge, versuchte Gus, sich auf dem „Ocean Beach“ auf dem Bauch entlangzuschieben, so wie er das in einer eisigen Heimat im Südpolarmeer macht: Auf Sand klappt das freilich nicht. Strandgänger, denen Gus ohne Arg entgegenlief, trauten kaum ihren Augen – nun ist der einen Meter große Kerl in Obhut von Wildtierexperten.
Beim Ministerium für Biodiversität und Artenschutz von Western Australia (DBCA) hieß es auf Anfrage: „Derzeit konzentrieren wir uns auf das Aufpäppeln des Tieres, Updates folgen!“ Männliche Kaiserpinguine bringen sonst bis zu 40 Kilo auf die Waage – Gus hielt bei 23. „Der Kaiserpinguin schien unterernährt zu sein und wurde vom Strand weggebracht, um einer möglichen Bedrohung durch Hunde, Katzen, Füchse und Fahrzeuge zu entgehen.“
Wie aber kam es so weit? Bei ihrer Nahrungssuche neigen die Tiere laut Forschern dazu, Strömungen zu folgen, in denen das Angebot üppig ist – und diese führten hier wohl zum Irrweg nach Norden. Mittlerweile nahm sich die erfahrene Seevogel-Pflegerin Carol Biddulph des verirrten Frackträgers an. „Wir packten ihn in eine große und weiche Tragetasche aus Segeltuch – ihn in ein Auto zu bringen, war eine Herausforderung“, so Biddulph. „Selbst in meinen kühnsten Gedanken hätte ich nicht gedacht, dass ich mich jemals um einen Kaiserpinguin kümmern werde. Es ist ein Privileg, Teil der Reise dieses Vogels zu sein!“ Gus wird mit gekühltem Wassernebel besprüht, um mit dem neuen Klima zurechtzukommen.
Schwimmen können Kaiserpinguine blendend: Sie schaffen es auf knapp drei Meter pro Sekunde. Kurzzeitig können sie ihr Tempo sogar verdreifachen, indem sie aus ihrem Federkleid Luft in Form kleiner Bläschen freisetzen und so für Extraschub sorgen, fanden Forscher heraus. Auch Rekordhalter Gus ist mit allen Wassern gewaschen, schweigt aber zu seiner mysteriösen Höchstleistung. Wann er seine antarktischen Artgenossen wiedersehen wird, ist ebenfalls noch unklar.