Die Faszination von Auktionen hat Kaufmann Claus Deutsch und Landwirt Rupert Oswald vor mehr als zwei Jahrzehnten gepackt. „Wir waren bei einer Versteigerung und fasziniert, wie schnell eine Firma in Einzelfilets aufgeteilt und verwertet werden kann“, erzählt Deutsch, dessen Eltern das Geschäft Farben Deutsch betrieben haben.

Der Weststeirer musste sich entscheiden: Den Familienbetrieb übernehmen? Doch das Interesse für das Auktionsgewerbe war viel zu groß. 2003 gründeten Deutsch und Oswald offziell das Auktionshaus ÖVG Versteigerungen. In einem Wohnhaus in Söding-St. Johann wurde das erste Büro eingerichtet. „Für die Waren haben wir Lagerräume in Köflach angemietet“, sagt Deutsch. Seit 2010 hat das Unternehmen seinen Sitz in Voitsberg in der Grazer Vorstadt.

Tischlerei und Spielzeuggeschäft

An die ersten ÖVG-Auktionen kann sich Deutsch noch gut erinnern: „Die absolut erste war eine Tischlerei, Nummer zwei war ein großes Spielzeuggeschäft in Salzburg, so groß wie eine ,Toys R Us’-Filiale. Das war kurz vor Weihnachten, da war die Nachfrage sehr groß.“ Begonnen hatte man mit Lagerabverkäufen und Präsenzversteigerungen, seit zehn Jahren werden vor allem Online-Versteigerungen durchgeführt. „Die Entwicklung ist so schnell gegangen, binnen drei Monaten haben alle großen Anbieter auf Online-Auktionen umgestellt“, erinnert sich Deutsch.

Österreichweit gibt es aktuell fünf relevante Plattformen, eine davon ist die ÖVG. Spezialisiert ist das Team auf Verkäufe von Tischlereien sowie Bau- und Metallbauunternehmen. Diese können etwa im Rahmen einer Insolvenz stattfinden, aber auch, wenn ein Betrieb seinen Maschinen oder Fuhrpark erneuert. „Wir legen ein Angebot für einen Kauf in Bausch und Bogen und hoffen auf den Zuschlag.“ Erhält man diesen, dauere es bis zur Auktion und der damit einhergehenden, kompletten Räumung rund fünf Wochen. Besonders aktiv ist die ÖVG in Ober- und Niederösterreich. „Dort gibt es eben besonders viele Betriebe.“

Verkauf von Speditionsrückläufen

Inzwischen werden auch Auktionen für Private abgewickelt, so werden etwa große Sammlungen versteigert. Für Furore sorgte vor zwei Jahren die Versteigerung einer Oldtimer- und Traktorensammlung in Oberösterreich. „Besonders war auch die Insolvenz-Versteigerung der STS Formtechnik in Bärnbach“, so Deutsch.

Die ÖVG hat ein zweites wichtiges Standbein: Sie kauft zwei großen Speditionen Pakete, die nicht abgeholt/angenommen wurden oder deren Empfänger unbekannt sind, ab – insgesamt rund 45.000 Speditionsrückläufe pro Jahr. „Wir öffnen alle Pakete. Es ist alles dabei, was verschickt wird. Rund zehn Prozent der Waren müssen entsorgt werden, den Rest bieten wir dann an.“

Am 9. September ab 16 Uhr lädt das ÖVG-Team am Firmensitz in Voitsberg zum Fest. Höhepunkt ist eine Live-Versteigerung „wie vor 20 Jahren“ mit 40 Posten um 17 Uhr, darunter Fahrzeuge und Maschinen.