Es dürfte der Albtraum aller Eltern sein: Das eigene Kind droht im Schwimmbad zu ertrinken. Beinahe wäre so etwas gestern gegen 16.30 Uhr im Schlossbad in Bärnbach passiert: Ein kleines Mädchen trieb im Wasser, was ein aufmerksamer Badegast bemerkte, der sofort zu Hilfe eilte.
Als der ehemalige Rettungssanitäter Philipp Waldhaus das Mädchen sah, seien ihre zwei Brüder gerade dabei gewesen, es aus dem Wasser zu ziehen – doch das hätten sie nicht geschafft. "Sie waren ja selbst nicht viel älter als das Mädchen", sagt Waldhaus, der das Mädchen auf vier bis fünf Jahre schätzt.
Nachdem er das Mädchen aus dem Wasser geholt hatte, stellte er fest, dass sie nicht ansprechbar war und auch keine Atmung hatte. Da er lange im Rettungsdienst gearbeitet hatte, habe er sie ohne zu zögern reanimiert. "Nach dem vierten oder fünften Zyklus ist sie dann wieder zu sich gekommen", erzählt er. Seine Frau habe sich nach der Reanimation um die Schockbekämpfung gekümmert. Das habe Waldhaus nicht selbst gemacht, da "fremde Männer anders auf Kinder wirken als Frauen".
Familie verschwand spurlos
Unmittelbar nach der erfolgreichen Versorgung durch Waldhaus, zu der auch die Bademeister hinzustießen, nahmen die Eltern ihr Kind zu sich – und verließen schlagartig das Freibad. Weder die Rettung noch die Polizei konnte bis dahin alarmiert werden. "Wir haben die Eltern gesucht, weil wir die Rettung verständigen wollten, aber sie waren weg", erzählt einer der Bademeister.
Ob die Familie selbstständig ins Krankenhaus fuhr und wie es dem Kind geht, ist unbekannt. Ebenso konnten die Daten der Familie nicht ausfindig gemacht werden. Das Kind sei laut Waldhaus nach der Reanimation jedenfalls bei Bewusstsein und ansprechbar gewesen.
Leben retten lernen
Waldhaus fühle sich nach der Rettungsaktion nicht als Held. "Für mich war das keine große Aufregung, da ich lange bei der Rettung war", sagt er. Aber natürlich sei es immer besonders schön, einem Kind das Leben zu retten. Waldhaus findet es wichtig, dass Menschen einander in Notsituationen helfen können. "Für mich war der Zivildienst ausschlaggebend. Dort lernt man fürs Leben", sagt er.
Sarah Maria Kirchmayer