Lisa-Maria Seidl steht in 106 Metern Höhe auf der Gondel eines der großen Windräder der Bioenergie Köflach, die auf dem Grat des Gaberl zwischen Altem Almhaus und den Gaberl Skiliften emporragen. Auf dem Rücken hat sie einen Rucksack geschnallt, in dem sich der Landeschirm befindet. Während sich die Rotorblätter der Windkraftanlage langsam drehen, geht die Extremsportlerin die Gondel entlang, nimmt kurz Anlauf und springt zwischen den Rotorblättern hindurch.

"Man hat nach dem Absprung nur wenig Zeit. Nach rund einer Sekunde zieht man die Leine. Dann hängt man mit dem Schirm in rund 70 Metern Höhe", schildert die oststeirische Basejumperin. Der gesamte Sprung dauert rund zehn Sekunden, ehe die Hartbergerin in der Nähe des Turms auf dem Schotterboden landet.

Dünne Luft

Bereits in aller Früh ist das Team mit den drei Basejumpern Seidl, Michael Maili und der Australier Cameron Tracey Smith auf dem Gaberl unterwegs. Die aufkommende Thermik macht es notwendig, die Sprünge am Vormittag zu absolvieren. Die Bedingungen sind ohnedies eine Herausforderung. "Das Schwierige ist die Seehöhe: 1500 Meter über dem Meeresspiegel, da wird die Luft dünner und trägt nicht mehr so gut. Dadurch ist man schneller unterwegs", erklärt Maili. Risiko sieht der Basejumper trotzdem keines: "Wir können ja, was wir tun. Wer diesen Sport ausübt, muss das zu 100 Prozent wollen. Hier gibt es kein Fremdverschulden."

Pelletierwerk wird eröffnet

Möglich gemacht hat das die Köflacher Bioenergie-Gruppe und ihre Tochter EHO Pellets. Mit einem Video der spektakulären Aktion wird die Marke "Steirerpellets" beworben, die bei der Eröffnung des Pelletierwerks der Rubner Holzindustrie in Rohrbach an der Lafnitz am Freitag, dem 10. Juni, präsentiert wird. Dort wird auch das Video vor Gästen wie Umweltministerin Leonore Gewessler erstmals öffentlich gezeigt. "Die Steirerpellets stellen ein Novum dar. Sie sind ein regionales, öko-zertifiziertes Produkt der kurzen Wege. Dieser Sprung und die Steirerpellets passen gut zusammen, weil ein neues Produkt auch ein Sprung ins Ungewisse ist", heißt es seitens der Bioenergie-Gruppe.

Auch die Basejumper selbst sehen große Parallelen zwischen der weststeirischen Bioenergie-Gruppe und dem Extremsport: "Hier wird nachhaltige Energie erzeugt und auch wir sind naturverbunden und wollen die Umwelt schonen. Basejumper gehen weg von Flugzeug und Hubschrauber."

Nur knapp 15 bis 20 Personen üben den Basejumping-Sport in Österreich aktiv aus, "ich bin, soweit ich weiß, die einzige Frau", erzählt Seidl. Seit 2015 wagt die Fallschirmspringerin auch Sprünge von festem Untergrund, der sogenannten Base. "Rund 1000 solcher Sprünge habe ich bereits absolviert, die meisten von Felsen, etwa in Italien oder der Schweiz. Das Windrad ist das erste Objekt." Das war nur möglich, weil sich dieses auf Privatgrund befindet.