Es ist eine Leidenschaft, die nicht jeder Vater mit seinen Töchtern teilt. Und doch gibt es sie, die Familien, in denen König Fußball beinahe jedes Gespräch regiert. Im Hause Traussnigg in Rosental an der Kainach ist das seit 28 Jahren der Fall. „In unserem Garten wurde schon immer gekickt“, erzählt Vater Christian Traussnigg. Er trainiert seit mehr als zwei Jahren die Damenmannschaft des FC Lankowitz. Wenn er drei Mal in der Woche den 22 Frau starken Kader zum Training bittet, dann sind auch seine beiden Töchter Katharina (23) und Michaela (19) am Rasen mit dabei.
Starke Erfolge
Diese Begeisterung für das runde Leder war schließlich ausschlaggebend, dass Christian Traussnigg bei der einzigen in einer Liga spielenden Frauenmannschaft des Bezirks anheuerte. Die Spiele des FC Lankowitz werden seit dem Aufstieg im Jahr 2014 in der Landesliga bestritten.
Lange mussten die Fußballerinnen auf erste Erfolge warten. Die 1998 gegründete Mannschaft wurde zunächst zweistellig vom Platz geschossen. In den vergangenen Jahren folgten mit Oberliga-Titel (2014) und dem Erreichen des Steirer-Cup-Finales (2016) erste große Erfolge.
Auch abseits des Trainingsplatzes hatten die Damen ursprünglich mit Widrigkeiten zu kämpfen. Siegfried Movia, seit der ersten Stunde Leiter der „Sektion Damen“, erinnert sich genau: „Es war nicht einfach, am Anfang wurde das Spiel belächelt und abfällig als ‘Weiber-Fußball’ bezeichnet.“ Oftmals stand die Damen-Mannschaft vor dem Aus, jedoch mit Unterstützung der Gemeinde wurde sie am Leben erhalten, erinnert sich Movia.
Diese schwierigen Zeiten hat Spielerin Katharina Jauk hautnah miterlebt. Seit 14 Jahren läuft die 25-jährige Bärnbacherin für den FC Lankowitz auf. Früher wurde sie von vielen mit ihrer Fußball-Leidenschaft nicht ernst genommen, speziell von den männlichen Vereinskollegen. „Die haben vor dem Training nicht einmal gegrüßt, heute winken sie schon von der Weite“, schmunzelt sie. Dazu habe neben dem stetig wachsenden Niveau am Spielfeld ferner der Finaleinzug beim Steirer-Cup beigetragen.
Wenn heutzutage ein Match ansteht, wie etwa am kommenden Sonntag, dann werden im Schnitt 50 bis 80 Zuseher erwartet. Erfolge wie der Semifinal-Einzug der ÖFB-Damen bei der Europameisterschaft in den Niederlanden (Donnerstag, live um 17.50 Uhr in ORF 1) haben die positiven Entwicklungen weiter vorangetrieben, sagt Katharina Traussnigg, die bereits Kapitänin der Damenmannschaft des SK Sturm Graz war und gleich wie ihre Schwester Michaela in der steirischen Auswahl gespielt hat.
Neue Jugendmannschaften
Christian Traussnigg schätzt an seiner Mannschaft vor allem deren Ehrgeiz und Einsatzbereitschaft. Und was ist der Unterschied zu den Herren? „Fußballerinnen sind ehrlicher“, so Christian Traussnigg. Was auch bedeute, dass sie nur zu Boden gehen würden, wenn es wirklich ein Foul war, sagt der Trainer mit einem Augenzwinkern in Richtung der männlichen Kollegen. Für die Zukunft wird indes vorgesorgt: Im Herbst sollen Jugendmannschaften für Mädchen entstehen. Interessierte Spielerinnen können jederzeit ein Probetraining absolvieren.
Kirin Kohlhauser