Bis zum August 2024 war der Kite-Surfer Valentin Bontus wohl nur Insidern bekannt. Zwar hatte der Niederösterreicher heuer bereits die Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft geholt. Doch mit dem Sieg in Marseille im Rahmen der Olympischen Spiele in Paris sicherte sich der 23-Jährige seinen Eintrag in den Sportgeschichtsbüchern, zumal Kitesurfen – das Surfen im Schlepptau eines Gleitschirms – heuer erstmals überhaupt olympisch war.

Enteisungssystem für unbemannte Drohnen

Nicht nur intensives Training machten den Sieg erst möglich, auch akribische Forschungen und Tests bei Material und Haltung trugen ihren Teil zu dem Erfolg bei. Und hier kommt das weststeirische Unternehmen Pegasus Research & Development mit Sitz in Köflach ins Spiel, das aus dem Forschungsinstitut AIIS heraus gegründet wurde. Die Geschäftsführer Reinhard Puffing und Manuel Gerstenbrand, die insgesamt 16 Mitarbeiter beschäftigen, sind eigentlich in der Forschung und Entwicklung in der Luftfahrtbranche tätig, das Hauptaugenmerk liegt auf die Serienreife eines Enteisungssystems, das unbemannte Drohnen auch im Winter abheben lassen soll.

Im Klima-Windkanal Rail Tec Arsenal in Wien wollte Segelverbands-Präsident Roman Hagara mit den Kite-Surfern Valentin Bontus und Alina Kornelli im Hinblick auf die Olympiateilnahme Materialtests durchführen. Damit die Arbeit im weltweit größten Windkanal aber auch Früchte tragen konnte, musste ein Prüfstand gebaut werden, der komplexe aerodynamische Messungen durchführt. Dafür wurde Hagara das weststeirische Unternehmen empfohlen. „Prüfstände haben wir schön öfters gebaut, aber noch nie für den Sport. Es war alles zeitlich sehr knapp, der Prüfstand musste innerhalb von rund drei Wochen konstruiert und gebaut werden“, schildert Puffing. „Wir haben auch Segler in unserem Team, da ist gleich ein besonderer Spirit entstanden“, lacht der Geschäftsführer.

Unter der Ägide von Gerstenbrand wurde der Prüfstand, auf dem die Kite-Surfer in realitätsnaher Haltung verschiedene Positionen ausprobieren konnten, in den Windkanal gebaut. Gerstenbrand und Mitarbeiter Jakob Amon waren dann auch bei den Tests dabei. „Wir haben uns wirklich sehr gefreut, dass Valentin die Goldmedaille geholt hat“, sagt Puffing. Inzwischen hat der Segelverband an das Pegasus-Team bereits weitere Aufträge erteilt, unter anderem die 3D-Vermessung vom Mast eines Segelboots.

Manuel Gerstenbrand (links) und Reinhard Puffing sind die Geschäftsführer der Pegasus Research & Development GmbH
Manuel Gerstenbrand (links) und Reinhard Puffing sind die Geschäftsführer der Pegasus Research & Development GmbH © Johannes Zinner

Künftig wird das Team von Pegasus eine eigene Klimakammer betreiben, in dem einzelne Rotoren, aber auch ganze Drohnen im Flug getestet werden können. „Auch autonomes Fahren, bei dem die Sensoren leicht vereisen, oder Windkraftanlagen sind da ein Thema“, sagt Puffing. In der Klimakammer können dann Regen, Schnee und Eis simuliert und Feuchtigkeit und Temperatur geregelt werden. Aktuell wird nach einem geeigneten Standort in Köflach gesucht, danach starten die Planungsarbeiten für die mindestens fünf mal zehn Meter große Kammer, die bis zu zehn Meter hoch werden soll. Ermöglicht wird der Bau durch eine Förderung des Landes Steiermark aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), der die Errichtung einzigartiger Infrastrukturprojekte unterstützt. Die Gesamtinvestition soll rund drei Millionen Euro betragen, die Inbetriebnahme ist für Herbst 2027 geplant.