Lange Zeit wurde auf dem Bauernhof der Familie Hausberger vulgo Paulhuber im Oswaldgraben in Kainach bei Voitsberg ein Milchviehbetrieb geführt. Für Johannes Hausberger, die junge Generation am Hof, war bald klar, dass sich die kleinstrukturierte Landwirtschaft und die Umstellung auf Mutterkuhhaltung allein nicht lohnen würden. Er dachte ans Aufhören und wäre damit nicht allein gewesen. „Hunderte Bauern hören täglich auf, das macht nachdenklich. Du musst am Markt mit den großen Betrieben mithalten, sonst kannst du nicht überleben“, weiß Hausberger. Um sich von der Masse abzuheben, setzte er alles auf eine Karte und kaufte 2017 sein erstes Wagyu-Kalb – der Grundstein für „Hausi’s Wagyufarm“.
Die japanische Rinderrasse ist berühmt für ihr exklusives Fleisch, das als das teuerste der Welt gilt und bei Gourmets aufgrund seiner Zartheit beliebt ist. Mittlerweile ist die Wagyu-Herde von Familie Hausberger auf zehn Stück angewachsen. Bei unserem Besuch liegen die Tiere zusammen mit einigen Murbodnern und Fleckvieh im Gras und lassen sich von Johannes und seiner Lebensgefährtin Stephanie Hausberger genüsslich am Kopf kraulen. Die Umgebung im Oswaldgraben ist für die Tiere ideal. „Wir haben viele Steilflächen, Wagyu-Rinder sind nicht so schwer und treten den Boden nicht so zusammen“, erklärt Stephanie Hausberger.
Wagyu-Pioniere in der Region
Mit der Wagyu-Zucht betraten die Hausbergers im Bezirk Voitsberg Neuland, anfangs wurden sie dafür belächelt. Doch die Nachfrage ist groß, zu Weihnachten wird der erste Wagyu-Ochse geschlachtet. „Ein unglaublich schönes Tier, das im letzten halben Jahr noch einmal ordentlich zugelegt hat“, so Johannes Hausberger. Drei Jahre hat der Ochse auf dem Buckel – in dieser Zeit kann sich die charakteristische Marmorierung optimal entwickeln, die auch für die Preiskategorie des Fleisches entscheidend ist. „Ein Steak kostet zwischen 250 und 300 Euro pro Kilo, ehrlich gesagt tüfteln wir seit einem halben Jahr an der Preisliste“, sagt das Duo, das Mitglied im Zuchtverband ist und auf Kreuzungszucht verzichtet.
Für die Vermarktung ihrer Produkte setzen die Hausbergers auf soziale Medien. Auf Instagram und Facebook teilen sie Fotos und Beiträge vom Leben auf dem Hof. „Viele unserer Kunden wollen sehen, wie das Vieh aufwächst und welche Menschen dahinterstehen.“ Die Einblicke machen deutlich: Landwirtschaft ist einerseits viel Arbeit, andererseits geben die Tiere viel zurück. „Wenn man in ihrer Nähe ist, merkt man, wie alles von einem abfällt. Das beruhigt ungemein und ist die beste Psychotherapie“, sagt Johannes Hausberger.“ Das Paar hofft, dass immer mehr Menschen ein Bewusstsein für ihren Fleischkonsum entwickeln. „Da bei uns auf dem Hof nicht immer geschlachtet wird, gibt es auch nicht immer Fleisch. Statt zum Billigprodukt aus dem Supermarkt zu greifen, warten viele unserer Kunden, bis es wieder Fleisch bei uns gibt“, erzählen sie.
Verkauf ab Hof geplant
Derzeit arbeitet Stephanie neben der Landwirtschaft in der Tierklinik und Johannes bei der Firma Holz-Her. Ihr Wunsch ist es, die Landwirtschaft irgendwann im Vollerwerb zu bewirtschaften. Künftig wollen sie mit einem Hofverkauf starten, später soll auch ein Online-Shop hinzukommen. Da die Herde noch wachsen soll, wird mehr Platz und ein neuer Stall benötigt. Experimentiert wird mit Trocken- und Nassreifung – „bei uns wird nichts weggeschmissen, was nicht verwertet werden kann, das fressen unsere Hunde.“ Auch privat tut sich viel: Stefanie und Johannes Hausberger sind frisch verheiratet. In den Flitterwochen hatten sie die Arbeit am Hof natürlich immer im Hinterkopf: „Wenn man die Arbeit nicht mag, tut man sie sich nicht an, aber die Landwirtschaft ist unser Leben, da steckt viel Liebe dahinter.“