Wegen kräftiger Niederschläge ist es gestern Nacht im Bezirk Voitsberg zu massiven Überschwemmungen gekommen. In Krottendorf-Gaisfeld wurde deswegen im Auftrag der Katastrophenschutzbehörde der Zivilschutzalarm ausgelöst, teilte die Landeswarnzentrale Steiermark in der Nacht auf Freitag mit. „Die Unwettersituation war bei uns enorm, wir mussten den Zivilschutzalarm auslösen, mittlerweile ist dieser wieder aufgehoben“, sagt Bürgermeister Lukas Vogl. Die Behörde rief die Bevölkerung in der Nacht dazu auf, wegen der Überflutungsgefahr Tiefgaragen, Keller, Unterführungen und Uferbereiche zu meiden. Auch mit vorübergehenden Stromausfällen sei zu rechnen, wie auch die Störungskarte der Energie Steiermark zeigt.
Für fünf Gemeinden im Bezirk Voitsberg wurde die Katastrophe festgestellt. Betroffen sind die Gemeinden Edelschrott, Maria Lankowitz, Krottendorf-Gaisfeld, St. Martin am Wöllmißberg sowie die Stadtgemeinde Voitsberg. Im Laufe des Vormittags sollen hier Erkundungsflüge stattfinden, um die Lage besser abschätzen zu können.
Auch Landeshauptmann Christopher Drexler und Landeshauptmannstellvertreter Anton Lang melden sich zu Wort: „Es ist erschütternd und macht betroffen, dass die Steiermark schon wieder von so schweren Unwettern getroffen wurde, die massive Schäden angerichtet haben. Wir können uns nur bei allen bedanken, die seit Stunden im Einsatz sind, um Menschen zu helfen und Schäden zu verhindern.“ Auf Anforderung des Landeshauptmannes rücktr das Bundesheer zum Assistenzeinsatz an. Nach einem Erkundungsflug am Vormittag sind bereits 38 Soldaten des Baupionierzuges des Militärkommandos Steiermark im Teigitschgraben mit Aufräumarbeiten beschäftigt. In erster Linie geht es um die Beseitigung von Verklausungen in den Bachläufen.
Die Feuerwehren des Bereichs Voitsberg sind seit Donnerstag kurz nach 21 Uhr im Unwetter-Großeinsatz. 25 Feuerwehren mit rund 300 Einsatzkräften gaben hier in der Nacht alles. „Zunächst war der Norden des Bezirks von massiven Niederschlägen betroffen, die zu massiven Verklausungen bei den Brücken geführt haben, die das Wasser bis nach Gaisfeld aufgestaut haben“, sagt Feuerwehrbereichskommandant Christian Leitgeb. Das Wasser floss so quer durch den gesamten Bezirk.
Brücken weggeschwemmt
„Der Bach war in der Nacht schon komplett voll und dann ist noch das Wasser aus dem Hinterland dazugekommen. Auch die Staumauern sind hier übergegangen. Daher haben wir die Entscheidung getroffen, die Bevölkerung zu warnen“, so Leitgeb. Auch die Infrastruktur wurde massiv beschädigt. „Wir sind gerade dabei, die Schäden zu erheben, es gibt massive Straßenschäden, einige Straßen sind nicht passierbar, auch Brücken wurden weggeschwemmt“, sagt Leitgeb. Auch die Gleise sind stark unterspült. Die Graz-Köflacher-Bahn wurde außer Betrieb gestellt. „Es wird sicher länger dauern, bis die Gleise repariert und wieder befahrbar sind“, sagt Vogl. Die Antenne Steiermark berichtet von einer überschwemmungsbedingten Sperre der L 348 Teigitschgrabenstraße zwischen Gaisfeld und Köflach. In Krottendorf stehen laut Vogel unterdessen auch das Gemeindeamt und die Bank unter Wasser.
20 Menschenrettungen
20 Menschen mussten in der Nacht von den Einsatzkräften aus ihren Häusern gerettet werden. Auch das Bezirksrettungskommando des Roten Kreuzes war im Einsatz. In Maria Lankowitz wurde laut dem Roten Kreuz eine Person vom Hochwasser eingeschlossen und mutmaßlich verletzt. Auch Freitagfrüh gibt es für die Einsatzkräfte noch keine Entwarnung. „Wir haben immer noch eine Siedlung, zu der wir nicht hinkommen“, sagt Leitgeb. Am stärksten betroffen ist dabei das Gebiet von der Grabenmühle in Gößnitz bis Gaisfeld. Bürgermeister Vogl kann hier mittlerweile vorsichtig Entwarnung geben: „Die Siedlung, die lange Zeit unerreichbar war, haben wir nun erreicht, zu den Personen haben wir Kontakt. Es geht ihnen so weit gut und sie werden jetzt evakuiert“, sagt Vogl.
Die Feuerwehren waren aber auch in anderen Teilen der Steiermark gefordert. Seit Donnerstagnachmittag 16 Uhr waren bis heute Freitagfrüh 115 Feuerwehren mit rund 700 Einsatzkräften im Einsatz. Insgesamt wurden 220 Einsätze verzeichnet, 103 davon in Voitsberg.
Es bleibt gefährlich
Auch für Freitag zeigen die Prognosen wieder Unwettergefahr, besonders in den Abendstunden. Nach den meisten Modellrechnungen sei aber der Schwerpunkt diesmal nicht in der Steiermark zu erwarten, heißt es von der Landeswarnzentrale. „Aufgrund der stärkeren Höhenströmung ist die Starkregengefahr etwas geringer, dafür können Hagel und Sturmböen dabei sein“. so die Prognose. Auch in den betroffenen Regionen des Bezirks Voitsberg könnten wieder kräftige Gewitterzellen mit kurzzeitigem Starkregen und Hagel auftreten.