Aktuell betreibt die Genossenschaft Lagerhaus Graz Land 16 Standorte in den Bezirken Graz und Umgebung, Voitsberg und Deutschlandsberg. Am Mittwoch wurden umfangreiche Pläne für die zukünftige Ausrichtung beschlossen. Dabei gehe es aus Lagerhaus-Sicht um eine „Standort-Bündelung zu leistungsstarken Kompetenzzentren“. In der Praxis werden die Lagerhäuser Stallhofen, Edelschrott und Stainz geschlossen. Für die weststeirischen Kunden soll in Deutschlandsberg durch die Zusammenlegung mit dem Standort Stainz ein neues Zentrum für Kunden und Mitglieder geschaffen werden. Die Standorte Edelschrott und Stallhofen werden mit dem Lagerhauszentrum Voitsberg „fusioniert“.

„Wirtschaftliche Herausforderungen“

„Uns ist wichtig, die Genossenschaft im Gesamten nachhaltig für die zukünftigen Herausforderungen auszurichten. Mit den beiden neuen Kompetenzzentren setzen wir auch im Agrarbereich einen weiteren Schritt der Modernisierung“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Christian Konrad. Der Vorstandsvorsitzende Johann Dorner ergänzt: „Damit können wir sowohl den Bedürfnissen der Mitglieder als auch der Kunden langfristig besser entsprechen.“ Ein Grund für die Schließungen seien die wirtschaftlichen Herausforderungen. „Die Schritte sind unumgänglich und wichtig für den Weg unserer Genossenschaft in die Zukunft“, betont Dorner.

Die Entscheidung sei unumgänglich, sagt Johann Dorner, Vorstandsvorsitzender vom Lagerhaus Graz Land (ganz links)
Die Entscheidung sei unumgänglich, sagt Johann Dorner, Vorstandsvorsitzender vom Lagerhaus Graz Land (ganz links) © KLZ / Karl Mayer

Großer Ärger herrscht in den betroffenen Gemeinden. Besonders, weil mit niemandem über das Vorhaben gesprochen wurde und die Schließung der Filialen bereits mit Ende Juli erfolgt. „Wir sind gewaltig angefressen“, sagt Bürgermeister Franz Feirer aus Stallhofen. Man sei davon ausgegangen, dass der Betrieb zumindest bis zur Pensionierung des engagierten Filialleiters in einigen Jahren weitergehe. „Mit der Vorgehensweise sind wir überhaupt nicht einverstanden. Wenn es wenigstens geheißen hätte, im Juli 2025 wird zugemacht, dann hätten wir uns vorbereiten können.“

Auch das Lagerhaus Edelschrott ist betroffen
Auch das Lagerhaus Edelschrott ist betroffen © Grüne/Christian Zach

Sauer und angefressen

Über den nahen Zeitpunkt ist auch Edelschrotts Bürgermeister Georg Preßler sauer: „Dass wir in keinster Weise eingebunden waren, ist sehr enttäuschend. Mit der kurzfristigen Schließung werden wir vor den Kopf gestoßen. Immerhin ist das Lagerhaus ein wesentlicher Nahversorger in unserer Gemeinde.“ Preßler betont, dass die Zusammenarbeit mit dem Team der örtlichen Lagerhaus-Filiale immer bestens funktioniert habe. Christian Zach aus Edelschrott, Bezirkssprecher der Grünen, erkennt eine Aktion, „die eher dem Gebaren eines internationalen Großkonzerns anmutet“, anstatt gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten. Auch der Stallhofner Vizebürgermeister Bernd Rössl (FPÖ) ist „angefressen. Jetzt müssen wir nach Voitsberg. Das ist eine Katastrophe, von wegen ,Kraft am Land‘, wir werden weiter ausgedünnt“.

Besonders bitter ist, dass in beiden Gemeinden mit der Lagerhaus-Schließung auch der Postpartner wegfällt. Sofort nach Bekanntwerden des Vorhabens hat man sich in Edelschrott und Stallhofen mit der Frage beschäftigt, wer in Zukunft die Agenden der Post übernehmen könnte, Lösungen seien bereits in Arbeit. Seitens der Gemeinden denke man auch über Proteste nach: Während man in Edelschrott mit Unterschriften und einem Schreiben von Bürgermeister und den örtlichen Bauernbünden Druck aufbauen will, könne man sich in Stallhofen sogar eine Demonstration der Landwirte vorstellen.

Ähnliches habe man in Stainz nicht vor, sagt Bürgermeister Karl Bohnstingl: „Das ist eine beschlossene Geschichte, daran werden wir nichts mehr ändern.“ Ebenso wie die Gemeinde seien auch die Mitarbeiter erst kurzfristig über die Schließung informiert worden. „Das Ganze ist eine Hau-ruck-Aktion. Man hat aber gesehen, dass zuletzt bei der Filiale wenig Frequenz war“, meint Bohnstingl, der froh ist, dass der Postpartner vom Kaufhaus Florian Hubmann betrieben wird. „Auch wenn wir nicht ganz so hart wie die anderen Orte betroffen sind, ist es für die Landwirte eine schlechte Entwicklung. Was ich nicht verstehe, ist, dass die Bauern nun mit den Traktoren zum Einkaufen in die Stadt Deutschlandsberg geleitet werden.“