Für viele liegt das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde – für Katja Kipperer gilt das in jeder Hinsicht, im Idealfall hat sie den Sattel auf dem Rücken der Tiere sogar selbst gefertigt. Vor einigen Jahren war die 29-Jährige noch die jüngste Sattlermeisterin des Landes, heute ist sie längst in der Selbstständigkeit angekommen und hat sich in der Branche einen Namen gemacht.
Die Voitsbergerin ist auf einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb mit Pferden aufgewachsen. Schon als Kind wusste sie, dass sie etwas mit Pferden machen will und lernte zunächst Pferdewirtin. Für ein Praktikum ging sie nach Amerika, lernte einen Sattlermeister kennen und fertigte ihren ersten Sattel an. „Bei diesem Handwerk sind dir keine Grenzen gesetzt, sowohl auf künstlerischer als auch auf technischer Ebene“, erzählt Kipperer von ihrer Leidenschaft.
Faszination Leder
Bei Robert Strini in Köflach erlernte Kipperer den Beruf des Sattlers, der Werkstoff Leder faszinierte sie schon damals. „Meine erste Tasche, die ich noch immer verwende, habe ich zu Beginn meiner Lehrzeit aus Lederresten genäht“, erzählt sie. Nach der Lehre stand sie vor einer mutigen Entscheidung: „Es gibt nur sehr wenige, die den Beruf des Sattlers ausüben, eine Anstellung hätte ich nur weit weg von zu Hause bekommen“, erinnert sich Kipperer. Also machte sie sich 2017 kurzerhand selbstständig.
Sie ist auf Reit- und Pferdesportartikel spezialisiert, stellt aber auch Handtaschen, Hundehalsbänder und Schlüsselanhänger her. Sehr viel davon ist Handarbeit, aber auch ihre Nähmaschinen sind regelmäßig im Einsatz. Viele wissen nicht, wie viele Arbeitsschritte hinter den Produkten stecken – auch deshalb will Kipperer Interessierten das Handwerk näherbringen und bietet seit Kurzem Lederworkshops an. „Man braucht keine Vorkenntnisse, natürlich wird das Ergebnis umso schöner, je genauer man arbeitet. Ein bisschen Kraft beim Nähen mit der Hand schadet auch nicht, aber Begeisterung ist das Wichtigste.“
Manche Hersteller würden sparen und Billig-Sättel um 50 Euro auf den Markt bringen. „Diese eignen sich eher als Barhocker, leider geht die schlechte Qualität meist zulasten des Pferdes.“ Kipperer ist es wichtig, dass der traditionsreiche Beruf erhalten bleibt. „Das Interesse am Beruf ist da, ich wurde schon gefragt, ob ich Lehrlinge ausbilde, die aus Deutschland in die Weststeiermark ziehen würden. Wenn ich die Räumlichkeiten dafür habe, möchte ich Lehrlinge ausbilden“, sagt Kipperer.
In Zukunft will Kipperer ihre Workshops auch filmen und online zur Verfügung stellen, außerdem plant sie einen eigenen Onlineshop. Viel Freizeit bleibt nicht, aber „mein Partner und ich wollen wieder mehr zusammen tanzen, und die Pferde sind sowieso mein Ausgleich.“