Vor 19 Jahren gingen Monika (61) und Franz (63) Vötsch aus Mooskirchen ein Risiko ein, das eigentlich gar keines war. Sie beendeten den Mastschwein-Betrieb mit 300 Tieren, „weil ich das Elend nicht mehr ansehen konnte“, gesteht die Landwirtin. Über einen Bekannten wurden sie auf die Straußenzucht aufmerksam gemacht, das sei eine „Goldgrube“ hieß es, und obendrein konnten die Tiere im Gehege gehalten werden, hatten Auslauf und führten ein praktisch stressfreies Leben. Die beiden bereiteten sich also darauf vor.

Ein Jahr lang bauten sie an den Gehegen und lernten alles über die Tiere südafrikanischer Herkunft. „Aber als wir dann eingestiegen sind – zur besten Zeit mit 150 Vögeln – haben wir völlig unterschätzt, was passiert.“ Plötzlich standen Fremde im Hof, wollten die Tiere sehen und etwas kaufen. „Erst da entstand die Idee, dass wir Straußenprodukte anbieten sollten.“

Spätestens ab dem Zeitpunkt, als sie auch selbst Straußenfleisch verarbeiteten und verkauften, florierte das Geschäft mit den Laufvögeln endgültig. „Bis zu 30-Busgruppen kamen im Sommer, von Steaks bis zu Rohschinken und Streichwurst haben wir alles verkauft.“ Und beim bald legendären Ostermarkt war der Betrieb sowieso stets bestens besucht. „Wir haben das Carport zum Ab-Hof-Verkauf umgebaut und mussten ein elektronisches Tor errichten, denn die Leute kamen sogar noch am Heiligen Abend zu uns.“ Monika Vötsch erinnert sich: „Die Leute sind hergelaufen und ich bin weggelaufen. Wir hatten zehn Jahre lang keine Öffnungszeiten, waren rund um die Uhr im Einsatz, der ORF kam, Paul Prattes war jedes Jahr bei uns, aus Wien und Kärnten sind die Leute angereist.“

Und dann kam Corona und ein übersehener Herzinfarkt von Franz, außerdem hatte keines der beiden Kinder Interesse, den Betrieb zu übernehmen. Die Entscheidung wurde ihnen also abgenommen – vor sechs Jahren wurde der Fleischverkauf eingestellt, mittlerweile halten sie nur noch zehn Vögel und veranstalten einen Ostermarkt an drei Wochenenden – das letzte steht nun noch bevor und findet am 23. und 24. März, jeweils von 10 bis 18 Uhr statt.

Nicht ungefährliche Tiere

„Wir sind erleichtert“, geben die beiden zu. „Strauße sind ja keine einfachen Tiere. Vor allem die Hähne können extrem aggressiv sein.“ Mit ihren Zehen können sie schwere Verletzungen zufügen, in die Gehege fährt Franz deshalb nur mit dem Quad, um die Eier zu holen. Nicht umsonst haben Strauße in freier Wildbahn praktisch keine Feinde. Sie sehen messerscharf auf bis zu zwei Kilometern und mit rund 60 km/h zählen sie zu den schnellsten Land-Lebewesen der Welt.

Doch auch wenn sich das Ehepaar Vötsch nur mehr auf den Verkauf von Straußeneiern spezialisiert, bleibt ihr Ostermarkt immer noch beliebtes Besuchsziel für zahlreiche Fans. Bemalte Straußeneier zählen für eine immer größer werdende Fangruppe zur Spezialität der Osterdeko. Dazu werden Staubwedel aus Straußenfedern, Straußeneierlikör und Straußeneischokolade angeboten.

Bleibt die Frage, was die beiden nun mit der gewonnenen Zeit machen? Das kostet ihnen nur einen Lacher, denn zu tun gibt es schließlich immer genug. Braken-Mischling Bruno bekommt mehr Zuwendung und die Tochter hat Pferde eingestellt – kurzum: Tiere bestimmen weiterhin ihr Leben.