In den letzten Wochen haben wir uns das „Ritterhaus“ vulgo Lenhard in Graden, die „Fux-Keusche“ auf der Pack und das Kellerstöckl vulgo Raggam im Kainacher Oswaldgraben näher angeschaut. Historische Gebäude, die den ganz besonderen Charme des Bezirks mitbestimmen. Diesmal machen wir - gemeinsam mit dem Historiker Ernst Lasnik - Halt am Dietenberg von Ligist.

Ein Besuch am Dietenberg

Hans Zach (65), ein pensionierter Elektriker am Dietenberg, erinnert sich. An die Zeit als Kind, als er sich in dem Bauernhaus des Anwesens vulgo Leitnerhans ein Zimmer mit seiner verwitweten Großmutter geteilt hat. Seine Eltern bewohnten damals einen Verschlag im Dachgeschoß, in der Stube wärmte der Tischherd, während sich die Außenwand des in den Hang gebauten Kellers langsam aber stetig nach außen bog. „Früher war alles voller Birnbäume rundherum, wir haben den Most noch selber gepresst, das Presshaus war in einem Zubau. Bis in die 70er Jahre hinein gabs nur ein Plumpsklo hinterm Haus und einen Saustall.“

Die Labe, der Eingangsbereich zum Gebäude, ist heute noch nahezu unverändert, in der Stube ist der Backofen noch zu sehen, doch mittlerweile dringt die Kälte durch die Ritzen der Holzwände, das Haus wird nicht mehr so wie früher als Wohngebäude genutzt. Großeltern und Eltern sind mittlerweile verstorben, Hans lebt mit seiner Frau Helga (60) in dem Haus auf der anderen Straßenseite, das schon der Vater in den 70er-Jahren errichtet hat. Im Dachgeschoß wohnt ihr Sohn (29), die Tochter (34) ist nach Stallhofen gezogen. Und das Bauernhaus? „Wir erhalten das Gebäude so gut es geht, aber um es als Wohnraum wieder herzustellen, dazu würde einfach das Geld fehlen“, sagt Hans Zach.

Abtragen, Aufbauen, Abgelehnt

Das Gebäude versprüht heute den Charme, der alte Gemäuer oft verzaubert. Vor ein paar Jahren war eine Lösung in Sicht, die den Besitzern schon gefallen hätte: „Ein Berufsschullehrer aus Stainz wollte das Haus kaufen. Er hätte das Gebäude komplett abgetragen, dort wieder aufgebaut und uns eine schöne ebene Wiese vor dem Haus hinterlassen.“ Doch es kam anders. Das Haus wurde 2012 unter Denkmalschutz gestellt und dieser untersagte per Bescheid das Abtragen. Das Risiko, Teile des Hauses gänzlich zu verlieren, war zu groß.

Historisch wertvoll

Historiker Ernst Lasnik sieht vor allem die historische Bedeutung des Anwesens: „Bei einer Renovierung wurden in den letzten Jahren zwar Wandzeichnungen übermalt, aber dieses Haus weist Korbfenster und Bauschmuck auf, die nur noch selten in der Region sind.“ Es gehört zu den Besonderheiten der Weststeiermark und erinnert an das Leben von annodazumal. Das Ehepaar Zach bezweifelt zwar, dass das Gebäude jemals wieder dauerhaft bewohnt wird, „aber es erinnert mich an meine Kindheit“, so Hans Zach.