Sorgenfalten, dunkle Wolken – man kann es nennen, wie man will – auch heuer haben die steirischen Apfelbäuerinnen und Apfelbauern mit ihrer Ernte zu kämpfen. Spätfrost (bis zu minus sieben Grad) und verregnetes Blühwetter lässt ein Ernteminus erahnen: Man erwartet 111.000 Tonnen, 25 Prozent weniger als im Vorjahr (2022: 151.000 Tonnen).

"Trotzdem, die Versorgung ist gesichert", beruhigt Franz Titschenbacher, Präsident der Landwirtschaftskammer. Und auch die Qualität stimmt. Die hohen Temperaturen in der zweiten Augusthälfte gepaart mit Niederschlägen hätten sich gut auf den Geschmack ausgewirkt.

Symbolisch – natürlich mit einem Apfel – stellen Kohlfürst und Titschenbacher den Wertschöpfungsanteil dar
Symbolisch – natürlich mit einem Apfel – stellen Kohlfürst und Titschenbacher den Wertschöpfungsanteil dar © Julia Kammerer

Dennoch sei der Druck auf den Schultern der Obstbauern hoch und die wirtschaftliche Schieflage enorm: "Der Wertschöpfungsanteil für den Bauern liegt bei 23,7 Prozent. Um die Betriebe erhalten zu können, brauchen wir ein Drittel", sagt Titschenbacher und appelliert an die Handelspartner. 45 Cent bekommt der Bauer pro Kilo, die Produktionskosten liegen mittlerweile bei 60 Cent.

Manfred Kohlfürst, Chef der Erwerbsobstbauern, nimmt auch den Konsumenten an der Nase: "Regionalität war zur Coronazeit wichtig. Davon merken wir jetzt immer weniger." Der österreichische Konsument müsse auch zum österreichischen Apfel greifen.

Anbaufläche um ein Viertel geschrumpft

Präsident Franz Titschenbacher, Vizepräsidentin Maria Pein, Apfelprinzessin Helene I., Obstbauer Martin Gschweitl und Obstbaupräsident der steirischen und österreichischen Obstbauern Manfred Kohlfürst (v. l. n. r.)
Präsident Franz Titschenbacher, Vizepräsidentin Maria Pein, Apfelprinzessin Helene I., Obstbauer Martin Gschweitl und Obstbaupräsident der steirischen und österreichischen Obstbauern Manfred Kohlfürst (v. l. n. r.) © Julia Kammerer

Die Auszahlungspreise, Wetterextreme und hohen Produktionskosten sind Sorgen und Herausforderungen, die sich auch auf die Anbaufläche und die Anzahl an Obstbauern auswirken. Seit 2010 ist die Apfelanbaufläche in der Steiermark um ein Viertel geschrumpft. Waren es 2013 noch 6027 Hektar, sind es heuer lediglich 4790 Hektar."Ich verstehe jeden, der sagt, mit dem Apfelanbau will er nichts mehr zu tun haben", sagt Martin Gschweitl. Gemeinsam mit seinem Bruder Andreas bewirtschaftet er eine rund 20 Hektar große Fläche in der Gemeinde St. Ruprecht an der Raab (Bezirk Weiz).

Trotz der Umstände ist er gerne Obstbauer und bleibt optimistisch: "Wie heißt es so schön, was man gerne macht, macht man gut!" Er hofft auf die Vernunft der Lebensmittelbranche und auf die Jungbauern. "Die wenigen, die es gibt, sind sehr engagiert. Das gibt einem Perspektiven. Ich seh das nicht so düster."

Apfelprinzessin Helene Fattinger (21) übernimmt nächstes Jahr den Familienbetrieb
Apfelprinzessin Helene Fattinger (21) übernimmt nächstes Jahr den Familienbetrieb © Julia Kammerer

Eine der "nächsten Generation" steht schon in den Startlöchern. Apfelprinzessin Helene Fattinger aus Stübing will nächstes Jahr den Familienbetrieb übernehmen: "Wir haben einen Buschenschank, machen Säfte und Most." Sie will den Betrieb touristischer machen. "Die Landwirtschaft ist kein Beruf, es ist eine Berufung", freut sich die 21-Jährige auf ihre neue Aufgabe.

Solche Hofübernahmen sind Lichtblicke, auch wenn die Zahl der steirischen Apfelbauern sinkt: Rund 1030 Betriebe zählt man heute in der Steiermark, in den 90er-Jahren waren es 1500.

Das beliebteste Obst in Österreich

Trotzdem ist der Apfel nach wie vor das beliebteste Obst der Österreicherinnen und Österreicher. Zwischen 18 und 19 Kilogramm Äpfel ist der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch. Das entspricht rund 114 Stück, inklusive Getränke.

Die steirischen Hauptsorten reihen sich gleich wie im Vorjahr: Auf Platz eins thront der "Kinder- und Jausenapfel", die Sorte "Gala" (30 Prozent). Gefolgt von "Golden Delicious" (25 Prozent) und "Evelina" (10 Prozent).