Chaotische Lagerhaltung herrscht beim Unternehmen "BellAffair" in Gamling, Stadtgemeinde Gleisdorf. Das heißt jedoch nicht, dass hier das Prinzip „Unkraut und Rüben“ herrscht, denn das wäre bei einem Sortiment von mehr als 12.000 Artikeln auch mehr als unpraktisch. Vielmehr bedeutet es, dass die Artikel nicht nach Namen, sondern nach ihrem Stellplatz im Lager verwaltet werden, sodass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schnellstmöglich Shampoos, Kämme und andere Produkte finden und verpacken können.
Rund 1000 Pakete pro Tag
Und das tausendfach jährlich, wie Reinhard Schanes sagt: „Wir versenden bis zu 250.000 Pakete pro Jahr.“ Der 52-Jährige ist Quereinsteiger mit viel Erfahrung im Friseurbusiness: Der gelernte Obstbaumeister betreibt seit vielen Jahren Friseursalons, etwa „Cult“ in Graz, sowie einen Großhandel für Friseurbetriebe. 2012 gründete er schließlich mit Gerald Buchgraber das Unternehmen Combo-Shops GmbH, unter dessen Dachmarke der Online-Shop „BellAffair“ läuft.
Im Online-Shop kaufen Privatkunden aus ganz Europa Haarpflege- und Kosmetikprodukte. Rund 80 Prozent der Kundschaft sind Frauen, wobei diese oft für die Männer mitkaufen, gibt Schanes zu bedenken. In Österreich sei man vermutlich mit Abstand der größte Online-Shop in der Branche, meint er. Punkten kann das Unternehmen vor allem mit rascher Lieferung und Kundensupport in Deutsch, Englisch, Italienisch und Französisch.
In den Anfängen werkten die beiden Gründer noch in der ehemaligen Obsthalle auf der Landwirtschaft von Schanes´ Eltern. 2017 wurde die Halle auf über 3000 Quadratmeter ausgebaut und beheimatet auch den Friseursalon „BellAffair Beauty Lounge“ mit drei Stylistinnen sowie einen stationären Handel für die Produkte aus dem Online-Shop. Das markante Firmengebäude wurde schon damals möglichst autark geplant, verfügt etwa über eine Photovoltaik-Anlage und wird mit Holz von Schanes´ Landwirtschaft beheizt.
Haarige Zeiten sind angebrochen
Nachdem man von der Gründung an stetig gewachsen sei, kamen in den vergangenen Jahren einige Dämpfer auf das Unternehmen zu. „Mit Corona kamen Lieferschwierigkeiten bei einzelnen Produkten“, erinnert sich Schanes, fügt aber an: „Weil die Salons geschlossen hatten, war Corona für uns eigentlich gut. Wir haben noch nie so viel Haarschneidemaschinen verkauft, wie in dieser Zeit.“
Aber mit dem Beginn des Ukraine-Krieges und den Preisanstiegen auf allen Ebenen (etwa Versand- und Verpackungskosten sowie Preissteigerungen seitens der Lieferanten) hatte das Unternehmen zu kämpfen. Das machte sich vor allem Ende letzten Jahres bemerkbar: „Das vierte Quartal ist eigentlich unser stärkstes, das beginnt schon mit dem Woman Day und geht über den Black Friday bis Weihnachten.“
Nun will sich das Unternehmen an die neuen Rahmenbedingungen anpassen. „2023 und 2024 sind unsere Konsolidierungsjahre“, sagt Schanes. Das Unternehmer-Duo hat bereits begonnen, Fixkosten umzugestalten. So mussten etwa zehn Arbeitsplätze abgebaut werden.
Derzeit umfasst das Team 30 Köpfe. In manchen Bereichen wird seit langem Personal gesucht, etwa in der IT. „Bei Programmierern gibt es einen großen Mangel an qualifizierten Fachkräften“, sagt Schanes. Ganz generell stellt der Familienvater fest, dass die Arbeitsmoral gesunken sei: „Das liegt wohl am Generationswechsel. Die Freizeit wird vielen immer wichtiger.“
Katharina Lagler