Acht Kinderhände und vier Eimer, die klirren, wenn sie zufällig aneinander schlagen: Noch sind die Eimer leer. Das wird sich bald ändern, denn mit den ersten warmen Sonnenstrahlen an diesem Samstag ziehen sie los -  auf Schatzsuche durch Wälder und Felder. 

Gemeinsam mit zwei jungen Damen und zwei jungen Herren ist die Kleine Zeitung zu Gast in der "Kinderackerdemie", einer Veranstaltungsreihe von Margrit De Colle. Die 47-Jährige ist nicht nur im Herzen ein Blumenkind, sondern auch von Berufs wegen: In Erbersdorf (Gemeinde Eichkögl) hat die erste Bio-Blumen-Bäuerin einen Maisacker erstanden und dort ab 2005 ihr „Bildungsprojekt“ realisiert. Konkret ist ihr Betrieb „Vom Hügel“ eine Bio-Landwirtschaft mit sieben Hektar Fläche und einem zehnköpfigen Team. „Wir bringen Menschen und Pflanzen zusammen. Hier werden alle mit Respekt behandelt“, so die gebürtige Kärntnerin.

Essen vom Feld auf den Tisch 

Neben Äckern und Folientunneln finden sich am Gelände auch der Hofladen und das Herzstück des Betriebes: ein Glashaus für Pflanzen - und Menschen, wie De Colle betont. Dort wird gefeiert, geplaudert und geschmaust - und zwar das, was wenige Meter weiter am Feld wächst. Die jungen Schatzsucher stärken sich mit einem Saft, dann geht es los. Der Weg führt vorbei an kleinen Gemüsepflänzchen, die De Colle Partner Walter Scharler für die neue Saison zieht. Schnell ein bisschen Kresse genascht - „Das ist ziemlich scharf“ - und weiter geht's ins nächste Gewächshaus, wo Tausende von Blumenzwiebeln auf ihren Umzug in die Erde warten.

Aber warum müssen Blumen Bio sein? „Weil es eben genau darum geht, auch auf den Boden, die Luft und die Natur zu schauen.“ Sie sei eine Revoluzzerin, möchte aber keinesfalls in die Esoterik-Schublade gesteckt werden, so De Colle. Dass ihre Botschaft noch nicht überall angekommen ist, weiß sie: „Am Anfang wurde ich belächelt, später ignoriert.“ Immerhin: Kürzlich wurde die "Kinderackerdemie" mit dem Sonderpreis für ganzheitliche Pädagogik beim Innovationspreis des Vulkanlandes ausgezeichnet.

Dass die "Ackerdemie" eine tolle Sache ist, wissen Lilly (8) und Marie (6) schon lange. „Wir waren letztes Jahr hier beim Kerzenworkshop. Das war sehr schön“, sagen die Schwestern aus Graz. Ihre Kübel sind gut gefüllt - gerade haben sie der Sammlung einige Palmkätzchen hinzugefügt.

Gatschbilder und Kartoffelernte

„Dürfen wir alles mit nach Hause nehmen?“, fragt eines der Kinder. „Natürlich! Sonst wären es keine richtigen Schätze“, schmunzelt Rike Springer. Sie leitet die "Ackerdemie". Jeden Samstag kommt sie mit einem Repertoire an Ideen hierher. „Was wir dann wirklich machen, hängt von der Natur ab und von den Ideen der Kinder.“ Heute weist sie die Schatzsucher auf Tomatensamen in der Erde hin und erklärt die Amaranth-Pflanzen aus der Vorsaison. Kartoffeln ernten, Gatschbilder gestalten, Samenbomben basteln, Lieder singen und Geschichten lauschen - alles ist erlaubt, um Kindern die Natur begreifbar zu machen. 

Aber nicht nur Kinder, auch Erwachsene können sich weiterbilden - in mehr als 100 Kursen pro Jahr. Brotbacken, Blumensträuße binden oder Resilienz - kaum ein Themengebiet findet sich nicht auf der Agenda. Weil viele Gastredner und Teilnehmer aus der Ferne kommen, hat De Colle bereits ein neues Projekt: Vor den Folientunneln ist ein Zubau im Entstehen, mit Arbeitsräumen, aber auch Gästezimmern. „Wir wachsen stetig - so wie unsere Pflanzen“, sagt die Bäuerin schmunzelnd.