Es gleicht zwar eher einem Monstrum, Laura Heidenbauer bezeichnet es aber trotzdem liebevoll als ihr "Baby". Die Rede ist vom 3,70 Meter hohen und neun Meter langen "Schweren Rüstfahrzeug" der Stadtfeuerwehr Gleisdorf. Und das wiegt stattliche 26 Tonnen. Mit gerade einmal 25 Jahren hat Heidenbauer als erste Frau der Feuerwehr Gleisdorf die interne Fahrausbildung absolviert.
Bedeutet: "Ich darf jetzt auch die wirklich großen Fahrzeuge steuern", strahlt Heidenbauer. Dazu gehören auch die Drehleiter mit Rettungskorb (DLK) sowie das Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF). Das Heiligtum der Gleisdorfer Wehr ist allerdings das "Schwere Rüstfahrzeug". "Es macht mich schon stolz, dass ich mit dem fahren darf", grinst die Feuerwehrfrau, während sie sich die steile Treppe zur Fahrerkabine hinaufschwingt.
Sie selbst misst gerade einmal 1,57 Meter. In der Fahrerkabine auf über zwei Metern Höhe hat die Feuerwehrfrau allerdings alles im Blick. Gekonnt lenkt sie das Fahrzeug aus der Garage. Und das, obwohl es ihr erstes Mal in diesem Tonnen-Fahrzeug ist. "Bisher war ich nur mit den kleineren unterwegs, zum Beispiel mit dem Einsatzleitfahrzeug", erzählt Heidenbauer. Zum Lenken und Bedienen der größeren Kaliber braucht es eine interne Fahrausbildung und diverse Maschinisten-Lehrgänge an der Feuerwehr- und Zivilschutzschule.
Diese hat Heidenbauer in den vergangenen Monaten absolviert. "Mich hat die Feuerwehr immer schon fasziniert. Außerdem fahre ich sehr gerne mit dem Auto. Gemeinsam mit meinem Bruder, der auch bei der Feuerwehr ist, habe ich den Lkw-Schein gemacht und so haben wir gemeinsam die Ausbildung angefangen", erzählt die 25-Jährige und fügt hinzu: "Natürlich schauen die Leute, wenn sie sehen, dass eine Frau so ein Fahrzeug lenkt."
Das Fahren selbst ist für die Feuerwehrfrau allerdings nicht so eine große Herausforderung. "Natürlich muss man bei engen Gassen besonders aufpassen. Die Herausforderung für mich ist eher, dass man bei den neuen Fahrzeugen alle Funktionen kennt und weiß, wo was zu bedienen ist."
Welchen Knopf bedient sie am liebsten? "Natürlich den wichtigsten", schmunzelt Heidenbauer. Mit einem verschmitzten Lächeln drückt sie die grüne viereckige Taste. Sofort beginnt sich das Blaulicht zu drehen und das Folgetonhorn erklingt. Die schönste Erfahrung für sie? "Wenn Kinder mit ganz großen Augen staunend am Gehsteig stehen bleiben, wenn ich vorbeifahre."
Erste Feuerwehrfrau seit 1872
Die Gleisdorferin, die als Konstrukteurin bei der Firma Magna arbeitet, kann man getrost als Pionierin bezeichnen. 2010 trat sie mit gerade einmal 12 Jahren in die Feuerwehr Gleisdorf ein und war damit die erste Frau, seit der Gründung der Wehr im Jahr 1872. "Mein Bruder hat mich gefragt, ob ich nicht dazu gehen will und ich hab es ausprobiert. Mir hat es gefallen und so bin ich dabeigeblieben", erzählt sie.
Mittlerweile ist die Zahl der Kameradinnen auf neun angewachsen, fünf im aktiven Dienst und vier bei der Jugend - rund 100 Mitglieder gibt es insgesamt. "Natürlich freuen wir uns immer über Nachwuchs, besonders über weiblichen", sagt sie. Erst vergangene Woche absolvierte eine Kameradin den Atemschutzgeräteträger-Lehrgang. "Somit könnten wir nun einen ganzen Trupp aus Frauen stellen", freut sich Heidenbauer.