Gorbatschow grunzt. Drinnen in seiner Hütte ist es warm. "Alle sagen Gorbatschow ist tot, aber das stimmt nicht, er wohnt hier in Leska", erzählt Johann Brückler und lacht. Der 71-Jährige ist Geschäftsführer des Therapiebauernhofs "Guat Leb'n". Er und seine Frau Walpurga Siebenhofer führen den mit dem Spendegütesiegel zertifizierten Therapiebauernhof seit zwanzig Jahren.
Gorbatschow wälzt sich zufrieden von einer Seite auf die andere - er ist natürlich nicht der letzte Präsident der Sowjetunion, sondern ein 16 Jahre altes Hängebauchschwein - und Therapeut. "In der tiergestützten Intervention", klärt Brückler auf. Nämlich für Menschen mit oder ohne Behinderung, physischen oder psychischen Erkrankungen. Mittlerweile ist er in Pension. "Früher konnte er Kunststücke, er absolvierte Slaloms oder aß Grissini direkt vom Mund", berichtet Brückler.
Jedes Tier hat eine Aufgabe
Dazu gehört allerdings viel Vertrauen. Und genau darum geht es bei Guat Leb'n. Auf dem Hof leben auch das Esel-Trio Mirko, Maxl und Slavko, Pferde-Dame Arosa, mehrere Therapie-Schafe, wie Gisi, Christl und Poldi und Hühner. Jedem Tier kommt eine besondere Aufgabe zu. Gorbatschow sorgt für Humor und Leichtigkeit. Die Schafe laden zum Kuscheln ein, beim Arbeiten mit den schüchternen Hühnern und neckischen Eseln braucht es Geduld.
"Einmal waren junge Männer da, die in einem Großbetrieb Führungspositionen innehatten, damit aber ihre Probleme hatten", erzählt der Fachmann für tiergestützte Intervention "Wir haben sie darum gleich zu den Eseln gesteckt", sagt er und lacht. "Zum Führen gehört nämlich Einfühlungsvermögen und Vertrauen". Johann Brückler, der von vielen "Nussi" genannt wird lockt Maxl auf den großen Stein im Gehege. Zur Belohnung bekommt das Langohr eine Fellpflege. Mit Maxl wanderte Nussi im vergangenen Jahr sogar zu Fuß von Weiz nach Murau. "Ein ganz besonderes Erlebnis."
"Wie ein echter Biobauer"
Die Arbeit mit den Eseln macht auch Klient Anton Windisch Spaß. Seit sechs Jahren kommt der St. Radegunder auf den Hof. Gerade ist er dabei den Eselstall auszumisten. "Hier fühle ich mich wie ein echter Biobauer", berichtet er stolz. "Das Schöne ist, hier sind wir relativ allein, da ist es irrsinnig ruhig, da sind wir verbunden mit der Natur und mitten in der Natur drinnen", findet Klient Martin Hopfer und steuert eine Scheibtruhe Eselmist zum Misthaufen.
Wöchentlich kommen zwölf Klientinnen und Klienten auf den Hof, mehrmals im Jahr auch Schulklassen. Bei der Versorgung der Tiere helfen alle mit. Auch Dominik Sauer aus Gutenberg-Stenzengreith schätzt die Arbeit mit den Tieren sehr. "Ich greife eigentlich überall an. Am meisten gefällt mir aber die Arbeit mit Poldi", erzählt der 32-Jährige und fügt hinzu: "Der Poldi ist unser Lamm, es ist zweieinhalb Monate alt und wurde von uns per Hand aufgezogen."
Mit seinem Laufwagen begleitet Sauer die Lämmer auch auf die Weide. Neben den Therapieschafen wird auf dem Bauernhof auch Schafzucht betrieben. "In den nächsten Wochen erwarten wir Nachwuchs und das gleich 20-fach", freut sich Brückler.