„Aufsteeeeehen!“, tönt es aus einem Dutzend Kindermündern. Und nochmal: „Aufsteeeeehen!“. Wer bis jetzt noch nicht putzmunter war, ist es jetzt. Nur einer nicht, wie ein Blick in Heike Reisenhofers kleinen Koffer verrät: Der Bücher-Igel, ein flauschiges Stofftier, schläft noch immer darin. Also setzen die Kinder nochmal an, diesmal trampeln sie mit den kleinen Füßen dazu.
Wir sind zu Gast in der Bücherei Nitscha (Stadtgemeinde Gleisdorf). Der Bücher-Igel ist das Maskottchen einer Veranstaltung, die hier einmal im Monat stattfindet: „Das große Krabbeln“. Es ist ein Treffpunkt für Kinder vom Krabbelalter bis zum Kindergarteneintritt samt Begleitung. Heute sind lauter Mamas mitgekommen, aber „wir hatten auch schon Papas, Omas und Opas dabei“, erzählt Maria Maier-Paar.
Ihr ist es zu verdanken, dass in der Bücherei Nitscha regelmäßig gekrabbelt wird. Und das seit zehn Jahren. „Im Zuge meiner Ausbildung zur ehrenamtlichen Bibliothekarin lautete eine Aufgabe, ein Format für die eigene Bücherei zu entwickeln“, erklärt die gebürtige Nitschingerin. Für andere Altersgruppen hatte man damals bereits Angebote, aber für die ganz Kleinen fehlte noch etwas im Programm. Warum also nicht ein Mutter-Kind-Café anbieten?, dachte man sich. Im Herbst 2012 wurde zum ersten Mal drauflos gekrabbelt.
Die Idee dahinter ist einfach erklärt: „Wir wollen die Eltern dabei unterstützen, die Kinder spielerisch zum Medium Buch hinzuführen“, sagt Maier-Paar. Zusätzlich können sich die Eltern austauschen und Kontakte knüpfen.
Das ist es auch, was Katharina Doppelhofer aus Gleisdorf an dieser Veranstaltung mag. Bereits mit ihren zwei älteren Kindern ist sie zum großen Krabbeln gekommen. Mittlerweile ist es Tochter Magdalena, die inmitten der anderen Kinder sitzt und große Augen macht.
Altersgerechtes Programm
Reisenhofer hat nämlich inzwischen ihr Kamishibai-Theater zum Leben erweckt. Dabei handelt es sich um ein Bilderbuchtheater, das sie für die Kinder vorbereitet hat. Für jedes Treffen plant die Pädagogin, die im Kindergarten Gleisdorf beschäftigt ist, ein altersgerechtes Programm. Es wird gemeinsam gesungen, gelesen und gespielt. Und dann geht das große Krabbeln los - im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Kinder strömen aus und erkunden die Bücherei. Am Basteltisch gestalten sie heute eine Eule. Die dreijährige Mia ist bereits am Werkeln und färbt konzentriert ihre linke Hand rot ein.
Ein Zimmer weiter hat sich ein jüngerer Bub am Bücherkorb in Position begeben und angelt geschickt ein Bilderbuch nach dem anderen heraus. Seine Mama sitzt daneben, bereit, vorzulesen. Andere Mütter lassen sich beraten. Ein Buch über Bagger wird gesucht. Elisabeth Riegler weiß Bescheid und hat passende Tipps parat. Auch sie engagiert sich, wie alle 16 Teammitglieder, ehrenamtlich in der Bücherei Nitscha, und hat diese früher mit ihrem Mann Bertram Riegler auch geleitet.
Fünfeinhalbtausend Medien
„Rund fünfeinhalbtausend Medien haben wir: Bücher, Tonies (Hörspiele für Kinder, Anm.) und Zeitschriften“, berichtet Riegler. Die Bücherei Nitscha besteht seit 1989 und hat für alle Altersgruppen etwas zu bieten. So kommt der Kindergarten, der sich im selben Haus befindet, regelmäßig zu Besuch. Für die Kinder der Volksschule Hofstätten macht sich das Team selbst auf den Weg und bringt Bücher zum Ausleihen mit.
Apropos Verleih: Da man geografisch ein wenig ab vom Schuss ist, wäre das reine Verleihgeschäft zu wenig, sagt Riegler. Man setzt deshalb stark auf Veranstaltungen, um die Menschen in die Bücherei zu locken - wie etwa "das große Krabbeln."
Katharina Lagler