"Es ist das Furchteinflößende, aber auch das Mystische und das Traditionelle, was mich so fasziniert", sagt Michael Kristoferisch. In seiner Werkstatt in Birkfeld gibt er dem Krampus ein Gesicht. Mit seinem Schnitzmesser bearbeitet er gerade "A ordentliches Hulzdrum", wie es Kristoferisch nennt. Die wilden Gesichtszüge lassen sich bereits grob erkennen - doch noch gibt es einiges zu tun, bis aus dem Zirbenholz eine schaurige Krampusmaske wird.
Rund 20 bis 40 Stunden arbeitet der 23-Jährige an einer solchen Maske. Zuerst wird der Block grob mit der Motorsäge zugeschnitten, dann erst geht es in die Detailarbeit. Genau das macht dem ausgebildeten Medienfachmann am meisten Spaß. Manchmal verliert er sich aber auch im Detail. Etwa, wenn es an das Bemalen der Haut oder der Augen geht.
"Erst letztens habe ich bei Frau Perchta zum Schluss noch die Falten und Äderchen im Gesicht nachgezogen, das sieht sonst keiner, aber mir fällt es eben auf", sagt Kristoferitsch und lacht. Die Faszination für die wilden Sagengestalten packte den Birkfelder bereits in jungen Jahren. Schon mit drei Jahren begann er, sich zu verkleiden. Mit fünf Jahren erfüllte ihm sein Papa Fritz einen großen Wunsch. Im Rahmen seiner Auftritte als Edlseer-Frontman in Tirol brachte er ihm einen originalen Tiroler Brauchtumskopf mit. Von da an war es um den Krampusfan, der auch Mitglied der Joglland Teufeln und der Birken-Kramperln ist, geschehen.
Traditionell statt blutig
Seit 2018 schnitzt er selbst Masken. Dabei legt er auf das traditionelle Krampus-Aussehen großen Wert. "Das Blutverschmierte, Zombiehafte ist nicht meines. Bei mir haben sie einen frechen Ausdruck, ein zusammengekniffenes Gesicht, ein leeres G‘schau. Von der Farbe her verwende ich Rot und Schwarz." Auch das typische Schaffell für den Kopf und Ziegenhörner dürfen nicht fehlen.
Natürlich gibt sich der Krampus aber auch unten rum nicht die Blöße. Sei Gwandl holt der Bartl aus Birkfeld in Ratten, nämlich bei Krampus- und Perchtenausstatter Christian Posch. Auf zwei Stockwerken finden sich Felle, Pelze, Hörner, Hufe und Schellen – eben alles, was ein Krampus benötigt. Der 25-jährige Posch ist gerade dabei, Teile für ein Kopffell aus einem braunen Schaffell zu schneiden. Dann geht es auch schon an die Pelznähmaschine.
"Besonders wichtig beim Vernähen ist, dass auf der Innenseite des Gwandls keine Haare sind, die würden dann den Träger aufscheuern", weiß Posch. Mit einem lauten Rattern werden die drei Teile in Windeseile verbunden. Das Nähen hat sich der Landmaschinen-Verkäufer übrigens selbst beigebracht. Hinter ihm hängen bereits fertig gestellte Gewänder - allesamt aus Naturfell. "Ein typisches Kramperl-Gwandl besteht aus mindestens zwei Teilen, einem Oberteil und einer Hose. Manche haben aber auch sechs bis sieben Teile", sagt Posch.
Das schlägt auch dementsprechend aufs Gewicht. Rund 20 Kilo trägt der Krampus samt Maske. Sein bisher aufwändigstes Gewand trägt der Rettenegger Fösnteifl selbst. Es besteht aus verschiedenen Fellschichten. Die Krönung: ein originaler Fuchspelz, den Posch lose um die Schulter wirft.
Was trägt ein Krampus aber unter dem Fell?
"Wir bei den Fösnteifln tragen einheitlich ein grünes, langärmeliges Hemd und schwarze Hosen aus Leder." Und dann wären da noch die verschiedenen Accessoires, Rute, Butte und ein Teil dessen akustischer Stimulus eine ähnliche Wirkung erzielt wie beim Pawlowschen Hund. Nur, dass statt des Speichelflusses der Angstschweiß einsetzt. "Der Gürtel mit Schellen und Glocken", sagt Posch und hievt das Geläut auf die Werkbank. "Das Läuten verbinden die Leute einfach mit dem Krampus und es hat Wiedererkennungswert."