"Es tut uns sehr leid und es waren viele schlaflose Nächte, bis wir die Entscheidung getroffen haben", sagt Wirtin Ingrid Schwarz. Seit 44 Jahren arbeitet die 69-Jährige beim Ackerwirt in Pischelsdorf. Ihr Mann Augustin Schwarz ist 75 Jahre alt. Seine Großeltern haben das Gasthaus im Jahre 1880 eröffnet. "Unsere Enkelin würde es in fünfter Generation führen." Dazu wird es jedoch nicht mehr kommen. Am 31. Dezember heißt der Ackerwirt zum allerletzten Mal seine Gäste willkommen, dann schließt er – nach 142 Jahren.
"Es geht gesundheitlich nicht mehr und wenn ich gewusst hätte, wie Corona sich finanziell auswirkt, hätte ich vorher schon zugesperrt", sagt Ingrid Schwarz. "Es bleibt nichts mehr übrig."
Durch die explodierenden Energiepreise und die steigenden Preise für Grundnahrungsmittel ist es nicht mehr möglich, kostendeckend zu arbeiten, so Schwarz. "Die Lebensmittel werden jede Woche teurer, ich weiß nicht mehr, wie ich kalkulieren soll." Auch der Arbeitskräftemangel stellt ein Problem dar. Zurzeit arbeiten neben dem Ehepaar Schwarz noch deren Sohn, Tochter und Enkeltochter Teilzeit im Gastbetrieb. Ansonsten sind Schülerinnen und Studentinnen beschäftigt. "Alle arbeiten am Limit."
Am Wochenende geöffnet
Geöffnet hat der Ackerwirt, der gleich neben dem Keltendorf liegt, seit Juni nur noch am Wochenende und an Feiertagen. Gearbeitet wird dennoch jeden Tag. "Wir machen alles selbst", angefangen beim Kuchen bis hin zur Wurst.
Ohne Reservierung bekommt man keinen Tisch mehr. "Jeder will noch einmal kommen. Es gibt so viele Vorbestellungen, ich weiß im Moment gar nicht, wie ich alles unterbringen soll. Vor allem die Feiern." Im Dezember öffnet der Ackerwirt auch noch freitags für Weihnachtsfeiern. "Zu Silvester ist unser letzter Arbeitstag", sagt Schwarz. Eine Abschiedsfeier ist nicht geplant.
Bis dahin haben die Gäste noch die Möglichkeit, Gutscheine einzulösen. "Ich möchte mich bei allen bedanken, es sind so viele nette Rückmeldungen gekommen", sagt Schwarz.
Eine Verpachtung kommt für die Familie Schwarz nicht infrage. "Das Haus ist unser Familienhaus und bleibt in Privatbesitz." Einzelne Möbel verkauft sie vielleicht, aber nicht mehr heuer. Trotz Wehmut über die Schließung freut sich Schwarz darauf, endlich mehr Zeit für sich zu haben. Und für die drei Enkel, zwei Hunde und Katzen.